LER-Unterricht : Konsequent sein, Herr Böger!
Es war ein Déjà-vu-Erlebnis: Bildungssenator Klaus Böger (SPD) hat einen Vorstoß in Sachen Lebenskunde/Ethik/Religionsunterricht gemacht, die Fraktionen von SPD und PDS schreien auf – und am Ende steht zu befürchten, dass alles beim Alten bleibt. Doch vielleicht kommt diesmal alles ganz anders. Denn nimmt man Böger in seiner Argumentation ernst, müsste er sich noch ein Stück weiter bewegen.
Kommentar von SABINE AM ORDE
Böger will in Berlin ein verbindliches Schulfach Werteerziehung einführen, ganz wie es Brandenburg mit LER gemacht hat. Als Alternative soll bekennender Religionsunterricht möglich sein. Eine Motivation dabei: Der Gewaltausbruch in den Niederlanden habe gezeigt, so Böger, dass Werteerziehung dringend notwendig sei.
Man könnte hinzufügen: Die Entwicklung im Nachbarland und auch die Debatte hierzulande führt glasklar vor, wie wichtig Austausch über und Verständnis für die unterschiedlichen Religionen ist. Deshalb scheint es sinnvoll, dass sich alle Kinder, egal ob sie aus atheistischen oder christlichen, muslimischen, buddhistischen oder jüdischen Familien stammen, gemeinsam mit den Weltreligionen befassen. Und ein Gefühl für Alltag und Normalität der verschiedenen Glaubensrichtungen bekommen.
Das spricht dafür, LER als verpflichtendes Fach für alle Kinder einzuführen – ohne die Alternative des Religionsunterrichts. Dagegen haben in Brandenburg zwar die Kirchen geklagt, doch letztlich entschieden hat das Bundesverfassungsgericht den Fall nicht. Die PDS will genau dieses Modell durchsetzen – und die Klagegefahr in Kauf nehmen. Die SPD hat Ähnliches 2001 auf einem Parteitag beschlossen. Nun müsste nur noch Böger einen Schritt nach vorne tun. Und es könnte das letzte Déjà-vu-Erlebnis dieser Art gewesen sein.