LEIDIGE ERLEDIGUNGEN : Nicht so superwichtig
Das Zeitgefühl meines Hausmeisters ist exzellent. Immer dann, wenn ich mich jetzt aber echt mal beschweren will, taucht er auf und tut das, weswegen ich mich über ihn beschweren wollte. Meistens ist das Treppenputzen. Saubere Treppen sind jetzt nicht so superwichtig, aber öfters als alle zwei Monate sollte er schon mal ran, finde ich, besonders wenn ich ihn via Betriebskostenabrechnung für einmal die Woche bezahle. Aber ich bin nett und kann das verstehen, wenn man lieber was anderes macht, als Treppen zu putzen. Ich mach ja auch lieber was anderes, hier sitzen und tippen, zum Beispiel, und lauschen, was der Hausmeister im Hof so tut. Er telefoniert. „Ja“, sagt er gerade, so laut, dass ich’s höre selbst, mit Fenster zu. „Ja, mach ich. Keine Sorge.“ Er legt auf. Es klingelt. Er geht ran. „Ja“, sagt er. „Weiß ich. Kümmere mich drum.“ Er legt auf. Es klingelt. Er geht ran. „Ja. Wird erledigt.“
Seit einer Stunde geht das schon so. Ich will auch anrufen und mich dann doch mal beschweren wegen der Treppe, aber ist ja kein Durchkommen bei ihm. Dann sag ich’s ihm eben persönlich. Aber als ich aus der Tür unten trete, ist der Hausmeister weg. Dafür lehnt ein Besen an der Wand. Ich schaue den Besen misstrauisch an. Bloß weil er da steht, heißt das nicht, dass er heut auch benutzt werden wird, das kenne ich schon.
Ich kenne das vom Hausmeister, aber auch von mir, muss ich mal sagen. Seit drei Wochen schon liegen zwei Berge Quittungen bei mir bereit, bereit, sortiert und eingeheftet zu werden. Drei Wochen – so lange wurde auch die Treppe nicht mehr geputzt. Da kann ich also nicht meckern.
So richtig hat das eine mit dem anderen nichts zu tun, das ist schon klar, aber ich schließe trotzdem ein Abkommen, ein stilles, für mich. Wenn der die Treppe heut endlich mal putzt, beschließe ich, dann mach ich auch meine Quittungen. Versprochen! JOEY JUSCHKA