LANDPARTIE : Mit Landparteien
Auf der B1/5 geht es schnurstracks Richtung Osten. Wir fahren durch vier Wahlkreise, Märkisch-Oderland I bis IV, an abgeernteten Feldern, Pferdekoppeln, aufgelassenen Industriegebäuden und Baumärkten vorbei, durch schmucke Dörfer und über traumverlorene Alleen. Die Parteien nehmen die Straßenränder in Beschlag.
Vor Hoppegarten posieren zwei Herren in einem blau-gelben Arrangement, selbst ihre Bauarbeiter-Handschuhe sind blau und gelb, links unten in der Ecke steht klein „FDP“. Den Slogan der beiden habe ich vergessen, er unterschied sich vermutlich zu wenig von den Werbebotschaften der umliegenden Baumärkte, freundlich, preiswert, zuverlässig, ganz in Ihrer Nähe. Ein paar Kilometer weiter östlich tritt für die FDP Hans-Viktor Hoffmann an, er stellt einen beachtlichen Rauschebart zur Schau und fordert „Kultur für’s Land“, mit falsch gesetztem Apostroph. Ob die korrekte Schreibweise Wählerstimmen kostet?
Die CDU verlässt sich auf das Lächeln der Kanzlerin, untermauert mal von „Kraft“, mal von „Zuversicht“. Später halten drei CDU-Politikerinnen ihre Gesichter in die Kamera und laden zur „Damenwahl“. Die Grünen geben sich großsprecherisch: „Aus der Krise hilft nur Grün“; sie photoshoppen und farbverfremden, was das Zeug hält. So bekommt Renate Künasts Gesicht eine seltsam toxische Ausstrahlung. Die SPD wirbt unterdessen in fröhlich-rot-buntem Cartoon-Stil für „Sybille“.
Die Rechten sind ab Lichtenberg allgegenwärtig, nur in wenigen Dörfern haben sie entweder nicht plakatiert, oder ihre Gegner haben die schon gehängten Plakate abgenommen. Die Republikaner wollen „Kinderschänder wegsperren“, die NPD will „Arbeit zuerst für Deutsche“ und dazu „Vaterland, Muttersprache, Kinderglück.“ BüSo versichert ohne weiteren Zusatz: „Wir haben das Patentrezept“.
CRISTINA NORD