Kurzkritik: Schlippenbach Trio im KITO : Alle Jahre wieder
Am Ende sagte von Schlippenbach, man handele gerade mit dem KITO einen Vertrag bis 2016 aus, habe also in Zukunft genug Gelegenheit, sich zu sehen – sein Witz auf die alljährliche Rückkehr einer der stabilsten Formationen in der Freien Improvisation.
Alexander von Schlippenbach (Piano), Evan Parker (Saxophon) und Paul Lovens (Schlagzeug) sind Pioniere des europäischen Free Jazz und spielen seit über 30 Jahren zusammen. Anders als bei den Dubliners und den Rolling Stones gibt es hier aber natürlich kein Oldie-Programm oder Varianten auf immergleiche Standards. Nicht mal der stete Puls, die Rudimente des Swing im amerikanischen Free Jazz dienen als hier noch verlässliche Mitwipppartner. Die europäische Szene befreite sich noch gründlicher.
Auf der Tabula rasa haben sich Schlippenbach und Kollegen über die Jahre ein gegenseitiges Verständnis erspielt, dass es ihnen erlaubt, über eine halbe Stunde konzentriert und intensiv zu spielen, immer wieder berstende Höhepunkte herauszuarbeiten und in wechselnden Kombinationen mit dem Wissen der vergangenen Jahrzehnte Obertöne und andere entlegenere Bestandteile des Klangspektrums zu erkunden. Bremen erlebte das Trio in bester Spiellaune und einen Höhepunkt der Saison.
Andreas Schnell