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Archiv-Artikel

Kurzkritik: Musical-Gala im Waldau-Theater Standing Ovations. Auch das noch

Musicaldarbietungen niederzumachen, sie niederzuschreiben, das geht ganz leicht. Man muss sich als ernsthaft Kulturinteressierter doch nur diese seicht-leichten Melodien vergegenwärtigen, Andrew-Lloyd-Webber- kontaminiert allesamt. Und dann noch dieses Pathos. Schlimm. Die Krönung aber ist das Ganze als Gala, ein „Best Of“ quasi, ohne Faden, ohne Seele. Genau diese Idee aber hatte die Bremer Musical Company zur Eröffnung ihrer neuen Spielstätte, dem Waldau Theater.

Nichts ließen sie aus, die AkteurInnen aus dem Ensemble, verstärkt durch den Nachwuchs aus der hauseigenen Academy. „Cabaret“ nicht, „Evita“ nicht und auch nicht das „Phantom der Oper“. Nun gut, dass Dennis Egel bei der „Musik der Nacht“ mit seiner sonoren Stimme einen wohlig Schaudern lässt, ist sicherlich Zufall. Und wie Inga Jamry ihr „And all that jazz“ gleich zu Beginn mit Verve hinhaucht, nur ein Trick. Ihr kriegt mich nicht.

Okay, okay, es ist bewegend, Saskia Dreyer als „Cinderella“ zu erleben, sie beeindruckt, zugegeben, als Studentin allemal. Aber „Träume“, dieses Stück, „das uns nach vorn gebracht hat“, wie der künstlerische Leiter Thomas Blaeschke meint, das ist doch einfach zu süßlich. Die Gänsehaut? Ach, die kommt von der Kälte.

Vielleicht, ja vielleicht ist es jetzt einfach Zeit zuzugeben, dass sie einen doch kriegen. Spätestens wenn das Ensemble Queens „Bohemian Rhapsody“ fulminant umsetzt, ist es geschehen. Und wenn Christina Maria Brenner, Nachwuchs aus der Academay und Star zugleich, dann als leisen Höhepunkt Bete Midlers „Rose“ anstimmt, ist auch der Kühlste wehrlos. Standing Ovations. Auch das noch. Aber warum? Zu Recht. Achim Graf

Musical-Gala, Zusatztermine 3./4. Februar, 20 Uhr, Waldau Theater. Weitere Infos unter www.musical-bremen.de