Kurs auf die Handballmeisterschaft: Kein Durchkommen für die Füchse
Die Handballer des THW Kiel gewinnen gegen Tabellenführer Berliner Füchse auch dank ihres überragenden Torwarts Niklas Landin.
![Ein Handballtorwart steht mit ausgestreckten Armen im Tor Ein Handballtorwart steht mit ausgestreckten Armen im Tor](https://taz.de/picture/6173871/14/THWKiel-dpa-frankmolter-1.jpeg)
Vor allem in der zweiten Halbzeit brachte Landin die 10.250 Fans in der ausverkauften Arena zum Jubeln. Am Ende hatte er 23 Paraden gesammelt und die Berliner schier zur Verzweiflung getrieben.
Es war aber nicht nur Landin, der in meisterschaftsreifer Leistung auftrat. Vieles, was Trainer Filip Jicha an diesem Nachmittag anfasste, ging auf: Variabel im Angriff, zupackend in der Abwehr, so gewann der THW das Spitzenspiel völlig verdient. „Wenn man im März in der Situation ist, selbst alles in der Hand zu haben, ist man da, wo man vor der Saison zu diesem Zeitpunkt sein wollte“, sagte Jicha. Der deutliche Sieg war auch eine gelungene Antwort auf das 26:34 vom Hinspiel.
Doch wartet ein straffes Programm auf den THW Kiel. Am Sonntag das Gipfeltreffen mit Berlin, dann das Rückspiel in der Champions League gegen Bukarest, bevor in der Bundesliga hintereinander Gummersbach, Magdeburg, Flensburg und nach der Länderspielpause die Rhein-Neckar Löwen warten: Es ist die heiße Phase der Saison.
Minus-Leistung vor heimischem Publikum
Eigentlich würde man nun vermuten, dass der THW mit seinem ausgeprägten Sinn für große Spiele die direkte Konkurrenz düpiert – und sich am Ende wieder den Meistertitel schnappt. Doch das Selbstvertrauen hatte jüngst einen herben Dämpfer bekommen. Das 31:34 gegen den SC DHfK Leipzig Anfang März hinterließ die Kieler ratlos und ebenso Trainer Jicha. Chancenlos gegen ein Team, das eigentlich gar nicht Kieler Kragenweite hat – zwischenzeitlich hatte der THW mit neun Toren zurückgelegen. Frappierend, welche Fehlwürfe sich Jichas Team leistete, denn neben das Tor zu werfen, ist für Profis vom Niveau der Kieler eigentlich verboten. Doch die Minus-Leistung vor heimischen Publikum reihte sich ein in einige schwache Auswärtsspiele in der Champions League und das zugegeben unglückliche Aus im Viertelfinale des DHB-Pokals gegen den SC Magdeburg.
Für den deutschen Krösus mit seinem 13-Millionen-Euro-Etat ist es eine Selbstverständlichkeit, bis zum Ende in allen drei wichtigen Wettbewerben mit um den Titel zu kämpfen. So war das Ende gegen Magdeburg die erste große Enttäuschung dieser Saison. Auch das Verpassen von Gruppenplatz eins oder zwei in der Champions League hatte Filip Jicha erbost, erlauben diese Ränge doch das bequeme Überspringen des Achtelfinals und bedeuten einen vermeintlich leichteren Gegner im Viertelfinale.
Dieses alljährliche Ziel hat der THW verpasst und muss nun, sollte gegen Bukarest nichts mehr schiefgehen, Mitte Mai gegen Paris St. Germain antreten, um das Final Four in Köln im Juni zu erreichen. Die Überlegenheit vergangener Tage strahlt dieser THW-Jahrgang gerade nicht mehr jeden Tag aus und da die Liga an der Spitze ausgeglichener ist, ergibt sich ein faszinierender Fünfkampf um den Titel. Den Fans gefällt das – den THW-Verantwortlichen sicher weniger. Wobei auch die Konkurrenz aus Magdeburg, Kiel, Mannheim und Flensburg regelmäßig Federn lässt. „Die Angriffseffizienz war zuletzt unser größtes Problem, das hat quasi unsere Leichtigkeit ausgeschaltet“, sagte Jicha zu den Auftritten vor der Berlin-Gala.
Fordern am Rand der Überforderung
Doch Kiel wäre nicht Kiel, gebe es nicht einen Schalter, den Jicha umzulegen weiß, um sein Team wieder aufs Gleis zu setzen. Erst die Länderspielpause Anfang März, dann ein deutlicher Sieg in Melsungen, gefolgt vom 41:28 bei Dinamo Bukarest am Mittwoch – es kam einer Befreiung gleich. Es ist immer wieder die Frage, ob Jicha mit seinem hohen Arbeitsethos und der Haltung, in jedem Training alles zu fordern, seine Mannschaft manchmal überfordert.
Von einer gewissen „Leere“ in manchen Spielen hatte Regisseur Miha Zarabec gegenüber den Kieler Nachrichten gesprochen. In jeder Partie das komplette Leistungsvermögen abzurufen, ist für jeden Profi-Handballer eine Herausforderung. In Kiel ist das eine Grundvoraussetzung. Zarabec sagte: „Um Meister zu werden, müssen wir alles zeigen. Wir haben uns nach Leipzig zusammengesetzt, geredet, und jetzt sehe ich in jedem Training, dass wir alles zeigen.“ Für die Konkurrenz muss das wie eine Drohung klingen, denn der Sieg gegen Berlin war eine Kieler Machtdemonstration.
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