Kunstrundgang : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
An der Weydingerstraße geht es eher nüchtern zu. Und das tut gut. Denn nach den barocken Feiertagen und den erschreckenden Bildern der Seebeben-Katastrophe sind die nicht auf spektakuläre Kunstinszenierung getrimmten Ausstellungen von Jan Timme und Tue Greenfort erholsam für Augen und Geist. Der in Berlin lebende Däne Tue Greenfort mag es konkret. In seinen Installationen bei Johann König verweist er – wie etwa bei der 1,5 Liter PET-Wasserflasche, der durch Erhitzen das Wasser entzogen wurde und die so auf ein Drittel ihres Volumens schmolz – auf die grotesken Hintergründe von Produktion und Vermarktung. Denn für die Herstellung der Flasche wurde mehr Wasser benötigt, als sie später fassen kann. Greenfort selbst scheut sich nicht vor der Wiederverwertung von Kunst. Etwa wenn er Poster des Künstlers Mikael Witte von 1978 in seine Ausstellung integriert, die das Markenschwein der dänischen Schweineindustrie zeigen. Während der Slogan Wittes „Dänische Schweine sind gesund, denn sie strotzen vor Penicillin“ von Blatt zu Blatt in einer anderen Sprache erscheint, verweisen Greenfort und sein lächelndes Schweinchen (aus einem Kochbuch) darauf, dass der Einsatz von Penicillin heute kontrolliert wird, die Produktion aber erheblich gestiegen ist.Der 1971 geborene Jan Timme überlässt in der Galerie Christian Nagel die BetrachterInnen nahezu komplett ihren eigenen Gedanken. „Carrer qui no passa – Straße, die nicht durchläuft“, steht auf einem Straßenschild in dem ansonsten weiß belassenen Raum. Kurz: Sackgasse. Der Weg ist hier das Ziel, die Galerie wird zur Straße. Aber eben eine mit Ende, wo zumindest der Künstler die Hoheit über sein Werk weitestgehend aufgibt und es (eventuell) den neuen Besitzern überlässt. Doch bis dahin bleibt Platz für Nietzsche und/oder einen Schnaps in der nächsten Kneipe.