Kunstrundgang : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
„Pyrmin – Vorwärts“ titelt die Ausstellung fünf junger litauischer KünstlerInnen in der Galerie Antje Wachs, die ihre Räume erstmals ohne ihren bisherigen Partner Seippel bespielt. Der Titel dient vor allem als Richtungsvorgabe der Standortbeschreibung, die hier zu sehen ist. So widmet sich Audrius Novickas mit seiner Installation „tricolour sets“ der Geschichte Litauens, ohne auf die Reflexion aktueller Probleme zu verzichten. Zehn verschiedene Landesflaggen, die aus den Farben Rot-Grün-Gelb zusammengesetzt sind, sind dazu in verschiedenen Größen – die kleinste nach vorn, die größte nach hinten – in Reihe angeordnet. Keine vermeintlichen Wichtigkeiten ergeben die Folge, sondern das Jahr der Legitimation der nationalen Symbole: Litauen (1918, Gründung der ersten Litauischen Republik) steht so nach Bolivien (1888) und Äthiopien (1896) an dritter Stelle. Was aber bedeutet das in Zeiten, in denen sich eine Nation mit ihrer Identität auseinander setzt, um diese in einen Bund wie die EU einzubringen? Warum war gerade Litauen das erste christliche Land, das diese Farben nutzte? Wo beginnt also eine kluge Auseinandersetzung mit der Geschichte und wann wird sie zum Missverständnis, gar zum Wahn? Zu einem Wahn, wie er etwa in Arűnas Gudaitis Toninstallation „untitled, still waiting“ eine Rolle spielt. Gudaitis Hörspiel berichtet von Praktiken des KGB. Aus einem nicht genannten westlichen Land erzählt eine Litauerin, wie sie zu Hause von einem Mann ausgehorcht wird. Sie berichtet über das Verfahren und die Spuren, die diese Beziehung aus Nötigung und Sensationslust bei ihr hinterlässt. Je länger man der Dame zuhört, desto stärker fühlt man sich aber auch in die Geschichte verwickelt.Wer übrigens dem Wahn der Stadt entfliehen möchte, dem sei unbedingt das Garage Festival in Stralsund empfohlen.