Kunstrundgang : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Ein Denkmal ist „Makroskop“ im Museum für Fotografie geworden, das Boris Hars-Tschachotin mit Hannes Nehls seinem Urgroßvater Sergej Stepanowitsch Tschachotin gesetzt hat – eine 34 Meter lange begehbare Spirale aus mit Asche- und Staubpartikeln beschichteten, vier Meter hohen Lamellen, die in den dunklen Raum gespannt wurde. Berührt man sie, verändern sich die darauf projizierten Familienfotos: Bilder verwirbeln, Menschen verschwinden. Getrieben durch Zeitblooms unaufdringliche dichte Komposition experimenteller Klänge gerät man immer tiefer in die audiovisuelle Skulptur, die in ihrer Struktur an DNA, also an Leben erinnert. Was aber macht diesen russischen Wissenschaftler so herausragend? Das ist im Archiv nebenan zu erfahren. Jede Schublade beinhaltet ein Schriftstück. Schnell wird klar, dass der Demokrat und Sozialist als Ideologe der gegen die Nazis gerichteten Widerstandsbewegung „Eiserne Front“, als Pazifist und Anti-Atomkraft-Aktivist, durch politische Systeme immer wieder zu Flucht und Neuanfang getrieben wurde. Ein Russe also, der sich im deutschen Exil gegen den Faschismus zur Wehr setzte und so noch heute ein anderes als die üblichen Bilder bedient.Bei Meggie Schneider geht es um einen Mikrokosmos – dem Zuhause. Während der Berlinale hat sie im Arsenal den „Hobbykeller“ samt zugehörigem Wohnzimmer, Küche und Garten in die vorhandene Architektur einer privaten Stadt, dem Sony Center geschraubt. Wände wurden konstruiert und dekonstruiert, Möbel zurechtgesägt. Wohnfragmente und private Dias wie Filme rufen persönliche Erinnerungen ab. Inmitten des kühlen Stahls eine wahre Oase der Gemütlichkeit, in die die FestivalbesucherInnen ein Stück ihrer selbst wieder finden können, um sich als dann im nächsten Film wieder zu verlieren.