Kunstrundgang : Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um
Auch für die arabische Welt gilt: Netzwerken lohnt sich. Insofern ist die Fotoausstellung „Blickdicht“ in der ifa-Galerie ein ganz gutes Beispiel für die gegenwärtigen Verbindungslinien: Neben zehn arabischen Künstlern und Künstlerinnen kommen die anderen Beteiligten aus Belgien, Frankreich und Finnland, aus Polen, den USA oder dem Iran. Der gemeinsame Nenner ist groß, schließlich geht es um den Alltag innerhalb des Lebensraumes von Marokko bis Palästina – aktuelle Kriegsbilder etwa aus dem Irak sieht man keine, überhaupt bleiben die harten politischen Fakten fotografisch weithin ausgeklammert.
Stattdessen gibt es viele Reportagen und reichlich Porträts, in denen die Konflikte dennoch unterschwellig mitschwingen. Reem al-Faisal hat für ihre „Hajj“-Serie Pilger auf ihrem Weg nach Mekka begleitet, um über nationale Grenzen hinweg eine Gemeinschaft im Glauben sichtbar zu machen. Farida Hamak zeigt in ihren Momentaufnahmen junge schiitische Mädchen, die Zuflucht in einem verlassenen Palast während des Bürgerkrieges im Libanon gefunden haben und auch nach 17 Jahren noch immer ein Leben zwischen Illegalität und Duldung führen müssen.
Der kuwaitische Künstler Tarek al-Ghoussein wiederum stellt auf seinen „Selbstporträts“ das Klischee vom Widerstand zur Disposition: Mit einem Palästinensertuch um den Kopf gewickelt verschwindet seine Identität hinter dem Reizsymbol. Umgekehrt versucht Lalla Essaydi mit ihren „Überblendeten Orten“ den in der islamischen Öffentlichkeit meist abwesenden Frauen zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen. Dafür hat sie ihre Protagonistinnen als wandelnde Texte, die auf Kleider und Wände geschrieben wurden, in Szene gesetzt. So erhält die gesellschaftliche Isolation ein konkretes, vor allem individuelles Gesicht.