Kunstrundgang : Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um
Die Malerei ist schon wieder zu kurz gekommen. Denn die 4. berlin biennale widmet sich neben Mäusen und Menschen vor allem räumlichen Inszenierungen, in denen Zeichnungen, Material-Assemblagen und überhaupt kleine, verpuzzelte Objekte dominieren. Schon deshalb halten die beiden Galerien dagegen, die in den letzten Jahren nicht ganz unschuldig am Boom von New German Painting waren: Eigen + Art zeigt die Frühjahrskollektion von Matthias Weischer, bei Contemporary Fine Arts sind neue Arbeiten von Daniel Richter zu sehen, außerdem Gemälde des 1970 verstorbenen und nun wiederentdeckten Uwe Lausen.
Nach seinem Erfolg in den vergangenen zwei Jahren hat man bei Weischer allerdings das Gefühl, dass die Malerei sich zur Masche entwickelt: Wieder schlau gebaute Bildräume, die als Bühnen lauter Verweise auf die Kunstgeschichte liefern, Pop-art-Targets und modernistische Architekturen zitieren. Sauberes Handwerk, motivisch jedoch vorhersehbar und ohne Pfiff gemacht. Auch bei Richter verbraucht sich der giftige Realismus, der von seinen effektvoll leuchtenden Figuren ausgeht, die durch dunkle Farbschluchten spuken. Edel sei der Punk, ertragreich und immer ein bisschen böse.
Mehr Überraschungen finden sich in der Gagosian Gallery. Hier passt das Motto der Gruppenausstellung: „Happiness“, das ist der kindliche DIY-Regenbogen, den sich Peter Coffin am Farbkopierer konstruiert hat; „Happiness“, das sind aber auch seine mexikanischen Springbohnen, die auf einer Trommel hopsend ein lustiges elektronisches Feedback produzieren. Von Geerten Verheus stammt ein wild in den Raum wuchernder Vorhang aus Plastikstreifen, und Sean Landers beschwört das Glück, indem er im Atelier zur Musik von Scott Walker tanzt. Er hätte dabei auch Kartoffeln schälen können: Walker geht immer.