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Kundus-AffäreOberst Klein soll General werden

Durch seinen Befehl waren in Afghanistan 2009 dutzende Zivilisten ums Leben gekommen. Nun soll Oberst Georg Klein eine Beförderung erhalten.

„Gut geeignet“: So beschreibt der Sprecher des Verteidigungsministeriums Oberst Klein. Bild: ap

BERLIN dpa | Der Bundeswehr-Oberst Georg Klein – bekannt geworden durch die Kundus-Affäre – soll zum General befördert werden. Das bestätigte das Verteidigungsministerium am Mittwoch. Der 51-Jährige soll zunächst Abteilungsleiter im neuen Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr werden. Das hat dann einige Monate später die Ernennung zum Brigadegeneral zur Folge.

Klein hatte vor drei Jahren in Afghanistan den Befehl zur Bombardierung von zwei Tanklastzügen in der Nähe von Kundus gegeben. Dabei kamen im September 2009 mehr als 100 Menschen ums Leben, darunter viele Zivilisten. Der Oberst stand damals über Monate hinweg massiv in der Kritik. Die Hinterbliebenen der Kundus-Opfer bekamen später jeweils 5.000 Dollar (4.030 Euro) versprochen.

Wegen des Luftangriffs hatte auch die Staatsanwaltschaft gegen Klein ermittelt. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt. Die Bundeswehr verzichtete nach mehrmonatiger Prüfung auch darauf, gegen ihn ein Disziplinarverfahren einzuleiten. Ministeriumssprecher Stefan Paris sagte zu der Beförderung, Klein sei „dafür gut geeignet“. Zudem erfülle er auch alle fachlichen Voraussetzungen.

Derzeit ist Klein Vizechef der Stammdienststelle der Bundeswehr, die für die Personalführung von Unteroffizieren und Mannschaft zuständig ist. Diese Stelle soll im Laufe des Jahres mit dem Personalamt der Bundeswehr zusammengelegt werden, das sich um Offiziere kümmert. Das neue Bundesamt mit Sitz in Köln wird dann auch für Zivilbeschäftigte zuständig sein.

Den neuen Posten wird Klein vermutlich im Frühjahr 2013 übernehmen. Die Ernennung zum Brigadegeneral dürfte dann vermutlich gegen Ende nächsten Jahres erfolgen. Die Bundeswehr hat derzeit etwa 200 Generäle. Im Rahmen der Neuausrichtung soll aber auch diese Zahl sinken.

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16 Kommentare

 / 
  • OP
    Otto Pardey

    Die Aufgabe der Deutschen Bundeswehr ist er gerecht geworden.

    Der skupellose Kerl hat doch kein Gewissen genauso wenig,

    wie dir meisten deutschen Politiker.

  • FK
    Fritz Katzfusz

    Immerhin hat er keinen Orden für Tapferkeit vor dem Feind erhalten oder erfolgreiches Abschlachten von Zivilisten erhalten.. Diese Beförderung ist wohl rein dienstaltermäßig zu verstehen.

  • W
    Wahrheit

    Dönermorde große Portion: Tankstelle Kundus.

  • MB
    Mord bleibt Mord

    Warum auch nicht, sein Oberbefehlshaber ist schliesslich immer noch nicht wegen Massenmord in Den Haag, sondern Regierungschef.

    Demokratische Verbrechen sind offensichtlich weniger verbrecherisch, aber Pablo Picasso hätte sicherlich ein teures Bild gemalt.

    Also wieso gilt Guernika als Verbrechen und Kundus nicht?

    Wohl aus demselben Grund, warum die Nazis anfingen die Kriegszwangsanleihen an Griechenland zurück zu bezahlen und die BRD nur widerlich arrogant grinst und von Verschwörungstheorien faselt:

    Es gibt kein perfektes Verbrechen, außer Demokratie.

     

    Man sichert ja auch den Zugriff auf billiges Heroin für den Fall der Revolte und erklärt dogmatisch, es wäre aus Wettbewerbsgründen unmöglich auf Landwirtschaft umzustellen, anstatt den Wettbewerb einfach abzuschaffen. Die Menschen nicht hungern zu lassen, würde bedeuten nicht für den Export zu produzieren, aber das würde ja das kapitalistische System in Frage stellen und zeigt wie fragil es ist.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Klein wusste genau, was er tat. Seine Gefahrenbegründung war anhand der Faktenlage lächerlich. Klein wusste das er gedeckt werden würde, egal was passiert. Doch Mord verjährt nie.

  • KW
    kritischer walker

    Wer hätte etwas Anderes erwartet? So wird in Deutschland Frieden geschaffen. Und unsere Volksvertreter werden weiterhin für einen Krieg stimmen, der einer istr, aber bnicht so genannt werden darf.

    Denk ich an Deutschland in der Nacht...

  • S
    strooker

    Erst war ich auch ein wenig irritiert über die Meldung ... ich hätte dafür gesorgt, dass Klein unauffällig aus dem Wehrdienst verschwindet. Aber wenn man dann liest, dass er im Grunde in der Personalverwaltung geblieben ist, mag das noch gehen.

     

    Ich war selbst bei den Panzergrenadieren und hätte mich bei den Soldaten gesehen, die mit dem SPz Marder die Tanklastzüge stoppen müssen. Aber das wurde ja dann mit mehreren Bomben erledigt ...

     

    Bereits kurz nach der Meldung über die Bombardierung war mir klar, dass der damalige Oberst Klein nicht geeignet ist einen Kampfeinsatz zu leiten. Dies sieht die BW ja wohl auch so. Insofern ist da noch einiges im richtigen Rahmen geblieben.

     

    Ansonsten hätte man Oberst Klein allerdings wohl wegen Befehlverweigerung und Unfähigkeit zur Führung entlassen können. Warum man das nicht gemacht hat, überrascht mich noch heute. Zumal solche Dinge bei der BW durchaus passiert sind ...

  • D
    DerKritiker

    @ Arne

     

    Ihr Beitrag lässt die Vermutung zu, dass sie ein Opfer, der unter Unfähigkeit leidenden Lehrer, sind.

    Diese Form des "verbalen Rundumschlags" zeigt auf, wessen Geistes Kind Sie sind und Ihre dreiste Anmaßung die Opfer von Utøya für Ihre hahnebüchene Argumentation zu instrumentalisieren ist menschenverachtend.

    Auch lässt Ihre Wortwahl über aufstoßen. Das Personen "entfernt" werden gehört zu einem Jargon der seit mehr als sechzig Jahren überwunden ist.

    Kleiner TIPP:

     

    Erst denken, dann verbalisieren und vielleicht dann noch mal drüber schauen! und vorab informieren!

  • D
    D.J.

    @Arne,

     

    "In Deutschland wäre Breivick nicht vor Gericht gestellt worden, sondern Polizeichef. Denn, was ein Norweger für asozial hält, dass tut ein Deutscher, der General werden will, gerne und immerzu."

     

    Seit ich regelmäßig taz lese, habe ich gelernt, wie unsäglich primitiv und selbstgerecht viele deutsche Linke eigentlich sind (das bezieht sich nicht auf die relativ sachliche Meldung).

  • E
    end.the.occupation

    >> Klein hatte vor drei Jahren in Afghanistan den Befehl zur Bombardierung von zwei Tanklastzügen in der Nähe von Kundus gegeben.

     

    lügt dpa. Denn, dass Klein bewusst und vorsätzlich Splitterbomben in eine Menschenmenge werfen liess, wissend das darunter mindestens 100 Bewohner des nicht weit entfernten Omarkhils sein würden, daran gibt es nicht den Hauch eines Zweifels.

     

    Ein Massaker, das von Angela Merkel ebenso gedeckt wurde und wird, wie von fast der gesamten deuschen Presse und den Agenturen.

     

    Ein deutsches Massaker im Geist des Generals von Trotha. Die Geister, die Hitler an die Macht brachten und Deutschland in einen Abgrund stürzten.

  • A
    Arne

    Es ist unglaublich, es zeigt sich immer mehr, dass man heutzutage, um im öffentlichen Dienst, Spitzenstellungen einzunehmen, einfach vollkommen unfähig sein muss.

    Nach dem Rücktritt des Oberbürokraten Fromm beim Verfassungsschutz wird nun die nächste Kastastrophe befördert. Jetzt sogar jemand, der nicht nur das Verschleppen von Aufklärung von Morden zu verantworten hat, sondern auch den Tod von 100 Menschen.

    Anstatt dass das offenbar unfähige Personal unter Wegfall der Versorgungsbezüge aus dem Dienst entfernt wird, entsteht so eine Kultur im Öffentlichen Dienst, in dem die Unfähigen die neuen Unfähigen einstellen.

    Zu spüren bekommen wir das alle, nicht nur, wenn man bei der Arge sein Geld wegen Verwaltungsidioten nicht bekommt oder wenn man seinen Steuerbescheid einreicht , sondern natürlich auch bei der Bildung (Lehrer sind auch Beamte des ÖD).

    Dass mit solchen Menschen an der Spitze auch allmählich die Sicherheit der Bevölkerung nicht mehr gewährleistet ist, wenn sie keinerlei moralische Werte mehr haben, was die körperliche Unverletzbarkeit des Menschen anbelangt, ist dann das Resultat.

    In Deutschland wäre Breivick nicht vor Gericht gestellt worden, sondern Polizeichef. Denn, was ein Norweger für asozial hält, dass tut ein Deutscher, der General werden will, gerne und immerzu.

  • V
    vic

    So, wo nun Gras drüber gewachsen ist, kriegt Terminator Klein endlich den verdienten Lohn.

    Kann die Tragweite der Fehlentscheidungen eigentlich mit dem Dienstgrad steigen?

  • FK
    Fred Kirchheimer

    Aha, die DPA, die Dreckschleuder der Nation versucht sich also in einer neuen Kampagne.

     

    Anders ist dieser Artikel doch nicht zu verstehen. Was soll denn das Wort "jedoch" in dem Satz "Das Verfahren wurde jedoch eingestellt"? Da stellt sich ein Schreiberling, der zu feige ist seinen Namen zu nennen, mal wieder präpotent über das Gesetz.

     

    Wie wäre es denn mit einem Hinweis, daß der Afghanistan-Einsatz Ende letzten Jahres wieder mit "überwältigender" Mehrheit - gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung - verlängert wurde. Und das auch nur weil die Parlamentarier zu feige waren, sich ein Scheitern der Mission einzugestehen. Aber vielleicht war es auch vollkommen ausreichend für diese Gestalten, zu wissen, daß die NATO somit länger in Afghanistan durchghalten hat, als dereinst die Russen.

     

    Nochmals ganz klar an die DPA: Kein Afghanistan - keine Vorfälle!

    Klein ist Teil einer Maschinerie die ihre eigenen Regeln hat und die auch braucht, um den lächerlichen Vorstellungen von sich sonst als Gutmenschen generierenden Politiker zu erfüllen.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    So ein Dummfug, liebe TAZ! Wieder mal eine dümmliche, aber gefällige dpa-Meldung eingekauft?

    "Klein hatte vor drei Jahren in Afghanistan den Befehl zur Bombardierung von zwei Tanklastzügen in der Nähe von Kundus gegeben." ...und warum????

    "Dabei kamen im September 2009 mehr als 100 Menschen ums Leben, darunter viele Zivilisten." Genau, Zivilisten... unbeteiligte, zufällig vor Ort.

    "Der Oberst stand damals über Monate hinweg massiv in der Kritik." Ja, er war für das ganze Bundeswehr-Hasser-Spektrum ein gefundenes Fressen.

    "Die Hinterbliebenen der Kundus-Opfer bekamen später jeweils 5.000 Dollar (4.030 Euro) versprochen." ... was nichts mit Schuld oder Verantwortung zu tun hat sondern mit den komischen Bräuchen vor Ort.

    Wegen des Luftangriffs hatte auch die "Staatsanwaltschaft gegen Klein ermittelt. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt." ...weil sie bei Oberst Klein kein schuldhaftes Verhalten feststellen konnte.

    "Die Bundeswehr verzichtete nach mehrmonatiger Prüfung auch darauf, gegen ihn ein Disziplinarverfahren einzuleiten." ... weil es auch hier keinen Hinweis auf schuldhaftes Verhalten gab.

     

    Ich glaube, dass ich in einem Konflikfall ... wie auch immer der aussehen mag ... lieber in der Nähe eines Oberst Klein wäre als in der Nähe eines Journalisten.

  • D
    DerKritiker

    Warum nicht? Wenn ein solcher Posten planmäßig von einem Brigadegeneral besetzt ist und eine rechtsstaatliche juristische Überprüfung der Kundusaffäre zum dem Schluß gekommen ist, dass nicht weiter gegen Klein ermittelt wird, ein logischer Schritt. Ob das moralisch richtig ist oder nicht, ob es einem sauer aufstoßen mag, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.

  • C
    Camper

    Der Gründe, sich gegen den kriegerischen Normalzustand endlich auch aktiv aufzulehnen, werden es täglich mehr...

     

    Deshalb: Einladung zum internationalen Diskussions- und Aktionscamp gegen Krieg und Militarisierung "War starts here", das vom 12.-17. September am Gefechtsübungszentrum (in dem die Kriegs-"Übungsstadt" Schnöggersburg gebaut wird) in der Altmark bei Magdeburg stattfinden wird:

     

    www.warstartsherecamp.org