: Kulturstädtische Recyclingkreisläufe
Weimar (dpa) – Weimar-Touristen finden im Europäischen Kulturstadtjahr 1999 in den Geschäften rund um die Dichterhäuser Goethes und Schillers das passenden Mitbringsel: Goethe-Nukkel, Goethe-Gartenzwerg, Salve- Sokken, eine Fußmatte, Goethes Gartenhaus als Sparbüchse, ein mundgeblasenes Goethe-Barometer aus dem Thüringer Wald oder ein nachgemachter Trinkbecher des Dichters. Und: „Es geht alles weg wie warme Semmeln“, sagt eine Verkäuferin. Gegenüber hält die Klassikerstiftung derweil Briefpapier mit einem Zitat des Dichterfürsten und das passende Maus-Pad mit dem Abbild von Goethes Schreibgarnitur bereit. „Goethe in Marzipan wird es bei uns nicht geben“, sagt die Leiterin Rosemarie Pohlsie. Ebenso standhaft habe sie sich bisher geweigert, das vom Dichter im „West-östlichen Divan“ beschriebene Ginkgo-Blatt nebst Gedicht anzubieten. Das gibt es im Schmuckladen nebenan – in allen Größen in Gold und Silber. Und wem die Weimar-Mitbringsel nicht mehr gefallen, kann sie nach dem Kauf leicht entsorgen – in einem Salve-Abfalleimer aus der Kulturstadt.
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