: Kultur verabschiedet sich mit Tränen
Betreiber des Tränenpalastes melden Insolvenz an. Nach Scheitern des Hauskaufs seien Geldgeber abgesprungen
Der Tränenpalast, seit mehr als 14 Jahren Teil der Kulturszene, hat Insolvenz angemeldet. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der Berliner Anwalt Rüdiger Wienberg eingesetzt, teilte das Insolvenzgericht Charlottenburg gestern mit. Hintergrund ist unter anderem der ungeklärte Streit um die Immobilie, sagte Wienberg. Wegen der unsicheren Lage seien Geldgeber abgesprungen. Die Veranstaltungen sollten aber mindestens bis August wie geplant weiterlaufen. Das Gebäude gehörte während der deutschen Teilung zur Grenzübergangsstelle Bahnhof Friedrichstraße.
Wienberg erläuterte, um das Grundstück gebe es seit längerem Streit zwischen den Betreibern, dem Land Berlin und einem Hamburger Immobilieninvestor. Die Betreiber von der Tränenpalast Veranstaltungs GmbH hätten Insolvenz angemeldet, weil sie offenbar davon ausgingen, den Streit verloren zu haben. Nach Angaben des Anwalts laufen Verhandlungen mit Investoren für eine Auffanglösung für den Kulturbetrieb im Tränenpalast.
Das denkmalgeschützte Gebäude des Tränenpalastes war in der Zeit der Berliner Mauer Teil der Grenzübergangsstelle Bahnhof Friedrichstraße. Im Anbau, dem „Tränenpalast“, verabschiedeten sich – oft unter Tränen – Verwandte und Freunde, bevor die Westberliner und Westdeutschen aus der „Hauptstadt der DDR“ ausreisten.
Nach der Wende wurde das Haus an einen Veranstalter vermietet. Seitdem gibt es dort Rockkonzerte, aber auch Theaterveranstaltungen. Neben dem täglichen Programm werde auch wie geplant eine Ausstellung der Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ von Juni an gezeigt, sagte Wienberg.
Noch im April hatten die Betreiber des Tränenpalastes mitgeteilt, das Grundstück und das Veranstaltungszentrum überraschend doch selbst für 915.000 Euro kaufen zu wollen. dpa