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Kürzungen bei Beamten und RentnernGriechenland präsentiert Sparkurs

Renten werden eingefroren, Beamten-Gehälter gekürzt, höhere Verbrauchssteuern eingeführt: Griechenlands Regierungschef hat ein Programm vorgelegt, um den Bankrott abzuwenden.

Ein Vorgeschmack auf das, was kommen könnte: Streik in Griechenland im Februar. Bild: dpa

ATHEN dpa | Höhere Verbrauchssteuern, eingefrorene Renten, gekürzte Einkommen für die Staatsbediensteten: Der Regierungschef Giorgos Papandreou unterrichtete am Mittwoch seinen Ministerrat über das harte Sparprogramm, mit dem er Griechenland vor dem Staatsbankrott retten will. Die Gewerkschaften der Staatsbediensteten kündigten Streiks an.

Die EU verlangt von Athen, die Neuverschuldung von derzeit knapp 13 Prozent des Bruttoinlandsproduktes bis Ende 2012 unter die erlaubte Marke von drei Prozent zu drücken. An diesem Freitag reist Papandreou zu einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Berlin. Zwei Tage später wird er sich in Paris mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy treffen.

Griechische Medien berichten, die Stimmung im Ministerrat sei "schlimm und äusserst bedrückt" gewesen. Am Vorabend hatte Papandreou die Griechen vorbereitet: "Die Tage, Wochen und Monate, die kommen werden, werden nicht leicht sein", sagte er im Fernsehen.

Wie das staatliche Fernsehen berichtete, sollen alle Renten eingefroren werden. Die Netto-Gehälter der Staatsbediensteten werden den bislang vorliegenden Informationen zufolge um etwa zehn Prozent reduziert. Das 13. Gehalt (Weihnachtsgeld) wird um 30 Prozent und das Ferien- und Ostergeld um 30 Prozent gekürzt. Das Ferien- und Ostergeld sind in Griechenland ein 14. Monatsgehalt.

Über höhere Verbrauchssteuern werden alle Griechen zur Kasse gebeten: Die Haupt-Mehrwertsteuersatz wird von 19 auf 21 Prozent, niedrigere Sätze von 4,5 auf 5 Prozent und von neun auf zehn Prozent erhöht. Auch die indirekten Steuern auf Tabak und Spirituosen werden um etwa 20 Prozent erhöht. Benzin wird um acht Cent teurer. Diesel um 3 Cent. Nach Schätzungen der Athener Wirtschaftspresse geht es um Einsparungen und Einnahmen durch Steuerm in Höhe von etwa 4,8 Milliarden Euro.

Der Regierungschef wollte anschließend den Präsidenten der Republik Karolos Papoulias informieren und sich danach mit allen Gewerkschaftsverbänden treffen, um sie in die Pflicht zu nehmen, damit das Land nicht in einer Welle von Streiks versinkt. Die rund 300 000 Beamten des griechischen Staates kündigten aber bereits einen 24-stündigen Streik für den 16. März an. "Mit diesen Maßnahmen werden wir finanziell verbluten. Diese Maßnahmen werden unglaubliche Auswirkungen auf die griechische Gesellschaft haben", sagte eine Sprecherin der Gewerkschaft der Beamten im Rundfunk. Vor dem Sitz des Ministerpräsidenten demonstrierten rund 300 Rentner.

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8 Kommentare

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  • E
    e.bauer

    wir sollen zahlen für ein ausuferndes system!

    siehe beamtengehälter und pensionen (95%?)

    korruption-vetternwirtschaft!!

    was erhält ein deutscher rentner nach 40-45 jahren

    harter arbeit? (ca.60% gegenüber 95%!!)

     

    bei diesen voraussetzungen ist griechenland

    pleite!!

     

    sollen wir dies finanzieren?

    nein!!

    jeder mittelständler wäre nach dieser vortäuschung seiner finanzlage pleite bzw. im gefängnis!!!

    nur wie sperrt mann eine regierung bzw, einen staat

    ein? nein-man hilft ihm!! deutscher michl pass auf!

     

    keine finanzhilfe - euro weg - D-Mark!!

    wem half der euro: wirtschaft bzw. arbeitgebern

    gehalt halbiert:umrechnungskurs

    staat: gebühren unverhältnismäßig erhöht, beamtengehälter steigen, rentner nullrunde

     

    arbeitnehmer steht bedeutend schlechter dar!!

    und soll wieder zahlen

  • W
    Wolfgang

    Vormittag: Merkel verkündet, keine Hilfe für Griechenland.

    Mittag: Merkel verkündet, Hilfe für Griechenland!

    Das ist typisch Frau. Erst nein sagen und dann sagt sie doch ja.

  • T
    Technixer

    Schön das die taz den Bericht der DPA eins zu eins abdruckt, exakt genau so wie er auch im Spiegel steht.

     

    Abgesehen davon ist die Erhöhung der Steuern bei Leuten die kein Geld haben total blödsinnig.

    Warum wird denn das nicht in den USA gemacht? Die haben eine viel höhere Verschuldung ihres BIP.

     

    Jetzt soll der IWF mitmischen? Diese Gurken? mit ihren neoliberalen Mittelchen, die auch Afrika und Argentinien so gut geholfen haben?

     

    Jeder Staat der Kredite vom IWF zu laufen hat, versucht händeringend diese abzuzahlen um aus deren Zinsfalle und Mitbestimmungsrechten an der Wirtschaftspolitik zu entkommen.

     

    Was sollen die Sparpläne bewirken? Das die total aufgeblähte EU ihre Währung stabilisieren kann? und damit Spekulanten abgehalten werden gegen den Euro zu setzen? Ich lach mich neukrank. Spanien und Portugal steht das gleiche Schicksal bevor. Wenn da die gleichen Mittelchen angewendet werden, kommt die Wirtschaft in der EU ja fast zum erliegen. Gerade Deutschland sollte daran eben NICHT gelegen sein.

     

    Hört endlich auf privaten Ratingagenturen Gehör zu schenken! Diese haben zur Ausuferung der Krise durch ihr Pushing der gemischten Papiere doch massiv beigetragen.

  • A
    Amos

    In Griechenland, zur Zeit der Drachme, gab es da auch schon das 14. Monatsgehalt? Oder hat man sich erst bedient als man den Euro hatte? Wenn man glaubt, nicht mehr kalkulieren zu müssen, weil man eine gemeinsame

    Währung hat und sich damit auf die Unterstützung anderer verlässt, darf man sich nicht wundern, wenn das

    in die Hose geht, was man dann mit "Kürzertreten" wieder wett machen muss. Entweder man lebt angemessen

    immerfort oder man lebt erst zu gut und muss dann später Abstriche machen. Wenn man schon über die Verhältnisse lebt, dann darf man nicht zu feige sein,

    bei der Upper Class einmal die Steuerabschreibungen zu überprüfen oder die Beamten so zu verwöhnen, als wären die der Hofstaat der Regierung.

  • OT
    Off topic

    Habt Ihr den Artikel im FOCUS über GR gelesen? Wisst Ihr warum einige Griechen "Nazis" schreien? Nein, es geht nicht um das Titelbild mit dem Stinkefinger. Was in der gesamten Presse unterschlagen wird, ist die Tatsache, dass im FOCUS Artikel ein Herr Jakob Philipp Fallmerayer zitiert wurde. Das ist ein Rassentheoretiker, den die Nazis instrumentalisiert haben, um in GR einzufallen und Massaker anzurichten. Frei nach dem Motto: "Das hier sind gar keine Griechen, das ist ein liederliches Völkchen...entartetes Geschlecht etc etc."

     

    Dieser Herr Jakob Philipp Fallmerayer wird mit Genuss zitiert. Mehrfach. Warum eigentlich? Um jemanden, der am Boden liegt noch treten zu können? Was hatte der FOCUS davon? Ablekung von.....wer weiss was???

     

    Ich schäme mich dafür. Und ich hoffe, dass andere deutsche Magazine auch darüber berichten und das ganze nicht so darstellen, als ob es nur um ein TitelBILD ginge.

  • F
    FRITZ

    Na bei so dollen Sparanstrengungen kann dann ja Frau Merkel am Freitag getrost das KfW-Garantieprogramm für griechische Staatsanleihen verkünden, bei dem unsere Steuergelder dann halt nicht "aus Haushaltsmitteln" sondern indirekt über die KfW den steuerhinterziehenden Zahnärzten, 51-jährigen Rentnern und rundumversorgten Beamten Griechenlands weiterhin ein herrliches Leben auf Kosten anderer ermöglicht.

     

    Da freu' ich mich aber!

  • A
    arriber

    was fehlt?

     

    Was fällt anscheinend nicht mal der taz auf?

     

    Die Zeche zahlt wieder die einfache Bevölkerung. Eine Mehrwertsteuererhöhung trifft alle. Ausserdem sind 4,8 Milliarden an Einsparungen eine lächerlich niedrige Zahl.

     

    Aber vielleicht zeigen die Griechen dann mal den Deutschen wie man sich seiner Regierung entledigt. Zu wünschen wäre es.

  • E
    Eser

    Und was ist mit einer Vermögenssteuer? Haben alle die Finanzkrise vergessen? Warum fährt die EU trotz bewiesener Unfähigkeit ihrer Wirtschaftspolitik immernoch eingleisig?