Man muss gar nicht in Kuba gewesen sein, um sofort zu erkennen, dass der Autor Unsinn redet.
Versichert er uns doch zunächst ?Die Kubaner haben alles?, um uns dann später mitzuteilen, dass es Strassenbeleuchtung in Kuba so gut wie gar nicht gebe wegen Energieknappheit.
Oder: ?Popmusik kennt man in diesem Land nicht und würde sie auch nicht verstehen.?
Dieses herablassende dumme Geschwätz würden sich nicht nur die Pop-Musiker Havannas verbieten, sondern auch jene kubanischen Studenten, die selbst über deutsche Popmusik erstaunlich gut informiert sind.
Wie versträgt sich das ?Die Kubaner haben alles? mit der unsinnigen Behauptung,
Prostitution gebe es nicht. Sie sei durch die Revolution abgeschafft worden, sei dann in den Neunzigerjahren, in der grossen Krise nach dem Zusammenbruch des Ostblocks wiedergekommen, und
von Fidel erneut ?ausgemerzt? worden. ?Was aber nicht heißt, dass es auch diesmal funktionierte?.
Was denn nun? Ist sie ausgemerzt worden oder besteht sie noch, weil das Ausmerzen nicht funktionierte? Selbst Fidel Castro hat es aufgegeben, zu behaupten, die Prostitution sei abgeschafft. Dagegen prahlt er damit, dass die heutigen Prostitutierten akademische Abschlüsse hätten. (Siehe den Oliver Stone Film über Fidel Castro.) Was besagt es, wenn kubanische Lehrerinnen nachts auf den Strich gehen? Machen die das aus ?Jux? oder fehlt ihnen doch etwas in dem Land, indem sie angeblich alles haben.
?Die Kubaner haben alles?, also auch Werbung. Wie verträgt sich das mit der unsinnigen Behauptung des ?völligen Fehlen(s) von Werbung?? Sind die Billboards und Murals, mit denen der Staat für seine Ziele und Errungenschaften Propaganda macht, keine Werbung?
(Wenn staatliche Propaganda auch Werbung ist, dann gibt es in den kubanischen Medien relativ zu anderen Inhalten mehr Werbung als in den meisten kapitalistischen Ländern.)
(Ausserdem, wer einmal im Bus auf Kuba über Land gefahren ist, weiss wie sehr während der Fahrt über Bildschirme für die Leistungen der kubanischen Touristik Unternehmen geworben wird. Ist Werbung, die sich an Touristen wendet, keine Werbung?)
Der Autor hat in seinem Hotel keine Bibel vorgefunden, dafür aber ein Exemplar von ?Dichtung und Wahrheit? auf Spanisch. Kann man mit dieser singulären Erfahrung die Konsequenzen der Alphabetisierungskampagnen und das literarische Niveau auf Kuba beschreiben?
Vielleicht hat ein vorausgehender Tourist in diesem Hotel nur seine Reiselektüre vergessen? Ich bezweifle, dass der Autor je eine kubanische Buchhandlung von innen gesehen gesehen hat, oder den Versuch gemacht hat, an die TAZ zu kommen.
?Sex sei in Kuba nicht mehr von der Liebe abgespalten. Freilich müsse man gut Spanisch können.?
Wenn man kein Spanisch kann, ist die Abspaltung also eine notwendige Folge.
Was, wenn einer von beiden kein Spanisch spricht, dafür aber beide Partner des Englischen mächtig sind? Erzwingt das Englische die Abspaltung? Oder gibt es keine Kubaner/innen, die Englisch können? Was ist mit Iatlienisch, Russisch?
Für seine letzte Erkrankung habe Fidel Castro am ?Dienstag? die CIA verantwortlich gemacht.
Darf man fragen ?An welchem Dienstag??
Nach der Lektüre des Artikels glaube ich jene Kubanerinnen gut verstehen zu können, die bei den Heirats-Angeboten des Autors höflich abgelehnt haben.
Freilich schiebe ich hier alles auf den Autor. Das ist nicht ganz fair. Denn es stellt sich die Frage: Haben die TAZ-Redakteure geschlafen?
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