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Kroatien will über Mostar neu verhandeln

■ Der Streit um das Dekret des EU-Verwalters zur Bezirkseinteilung der Stadt geht in die nächste Runde. Auch Bundesaußenminister Kinkel kann in Zagreb nicht schlichten

Zagreb/Berlin (AFP/taz) – Bundesaußenminister Klaus Kinkel ist es gestern bei seinem Besuch in Zagreb nicht gelungen, den Streit um Mostar beizulegen. Kinkel forderte im Anschluß an Gespräche mit Kroatiens Präsident Franjo Tudjman und Außenminister Mate Granić, die Vorschläge des EU-Verwalters Hans Koschnick für die herzegowinische Gebietshauptstadt müßten „selbstverständlich auf Punkt und Komma“ erfüllt werden. Granić verlangte dagegen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Kinkel neue Verhandlungen, um zu einem „ehrenhaften Kompromiß“ zu gelangen.

Granić distanzierte sich von den Übergriffen auf Koschnick, der in der vergangenen Woche in Mostar von radikalen nationalistischen Kroaten angegriffen und beschossen worden war, und bekräftigte seine Unterstützung für Koschnick. Er forderte jedoch Ergänzungen zu der von Koschnick verfügten Verwaltungseinteilung. Koschnick hatte in einem Dekret die Einteilung Mostars in je drei kroatische und muslimische Verwaltungsdistrikte und einen gemeinsamen Distrikt verfügt. Nach Ansicht Granićs war dieser siebte Bezirk dreimal größer als zuvor vereinbart. Dies hätte bedeutet, daß ein vierter muslimischer Sektor entstehe und die Kroaten benachteiligt würden. Vor dem Schiedsspruch Koschniks hatte auch die kroatische Seite in Mostar versucht, diesen Bezirk so klein wie möglich zu halten. Seite 8

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