: Kroaten greifen ein
■ Offensive der bosnischen Regierungstruppen geht weiter
Sarajevo/Belgrad (AFP) – Zum erstenmal kämpfen die bosnischen Kroaten und die bosnischen Regierungstruppen gemeinsam und operiert. Wie der Sprecher der UN-Schutztruppen für das ehemalige Jugoslawien (Unprofor), Tim Spicer, gestern in Sarajevo mitteilte, zogen die Kroaten nördlich der Stadt Tomislavgrad Soldaten und schwere Artillerie zusammen. Radio Pale, der Sender der bosnischen Serben, meldete einen Angriff der kroatischen Einheiten auf serbische Stellungen bei der Stadt Kupres sowie fortgesetzte Nachschublieferungen der Kroaten. Die kroatische Nachrichtenagentur HINA berichtete vom serbischen Verlust des strategisch wichtigen Kupres-Höhenzuges.
Der stellvertretende bosnische Verteidigungsminister, General Arif Pasalić, rief am Mittwoch die bosnischen Kroaten zum weiteren gemeinsamen Kampf gegen die bosnischen Serben auf. Die Kämpfe zwischen Kroaten und Muslimen im vergangenen Jahr seien ein „historischer Fehler“ gewesen, sagte Pasalić in Sarajevo. Nach Angaben der Unprofor in Zagreb haben die bosnischen Kroaten etwa tausend Mann im Südwesten Bosniens im Einsatz.
Unterdessen setzten im Westen Bosnien-Herzegowinas die bosnischen Muslime und serbische Einheiten ihre heftigen Kämpfe fort. Die Gefechte konzentrierten sich um die Stadt Bosanska Krupa bei Bihać, teilte ein Unprofor-Sprecher in Sarajevo mit. Nördlich der Stadt habe sich eine bangladeschische UN-Einheit teilweise zurückziehen müssen, weil ihr Beobachtungsposten beschossen wurde.
Serbenführer Radovan Karadžić rief seine Landsleute in einer Ansprache dazu auf, „diejenigen, die Gerüchte und Unwahrheiten verbreiten“, zu melden. Er verurteilte mutmaßliche Sabotagestrukturen in den Reihen seiner Landsleute. Gerüchte, in einem geheimen Deal seien serbische Gebiete verkauft worden, seien offenbar geeignet, die Bevölkerung zu demoralisieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen