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Kritisches Gutachten über Umweltpolitik

■ Bei Lebensmitteln sind, so die Sachverständigen, die zumutbaren Grenzen der Belastung erreicht und überschritten

Bonn (ap/dpa) - Der Rat der Sachverständigen für Umweltfragen hat vor einer zunehmenden Belastung der Lebensmittel durch Schwermetalle und Pflanzenschutzmittel gewarnt. In seinem am Mittwoch in Bonn an Bundesumweltminister Klaus Töpfer übergebenen Umweltgutachten 1987 verweist der Rat darauf, daß unter anderem bei Blei, Cadmium und Nitrat bereits „die Grenzen der zumutbaren Belastung erreicht oder überschritten“ sind. Der Rat hebt dabei insbesondere die Verunreinigung der Frauenmilch mit chlororganischen Pestiziden hervor, die über die Nahrung aufgenommen und beim Stillen an den Säugling weitergegeben werden. Vor Journalisten plädierte der Vorsitzende des Sachverständigenrates, Professor Wolfgang Haber, für eine Neudefinition der Umweltpolitik weg von der Aufgliederung in Einzelbereiche wie Lärm, Luft, Wasser. Erforderlich sei vielmehr ein ganzheitliches, übergreifendes Umweltschutzkonzept, das nicht nur die Umwelt des Menschen, sondern auch die anderer Lebewesen berücksichtige. Im Kapitel „Umwelt und Gesundheit“ des in drei Bereiche unterteilten, insgesamt rund 1.300 Seiten umfassenden Gutachtens verweist der Rat auf gesundheitliche Gefährdungen durch die Umweltbelastung. So trage die Luftverschmutzung zu Krebserkrankungen bei. Die nach Auffassung des Sachverständigenrates „im Grunde recht fortschrittlichen“ Naturschutzgesetze der 70er Jahre haben nicht ausgereicht, den ständigen Rückgang wildlebender Pflanzen– und Tierarten aufzuhalten. Nur eine gründliche Neufassung der Naturschutzgesetze und ihr „energischer Vollzug“ - ohne Bevorzugung der Landwirte - könne diese Situation verbessern. Nach den Worten Habers besteht hier eines der größten Handlungsdefizite im Umweltschutz.

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