Kritik der Woche: Jan-Paul Koopmann über „mo:no“: Da geht noch was!
Wer freut sich denn nicht über ein neues Bremer Literatur-, Foto-, Comic-und-so-weiter-Magazin? Ein ausgesprochen schickes noch dazu – so mit Hochglanz und ganz ohne Werbung? Eben. Und trotzdem, oder gerade deshalb, lässt einen die am Montag erschienene Nullnummer von mo:no, dem „Magazin für Text und Bild“ dann doch ein wenig zerknirscht zurück.
Den miefigen Kiezpatriotismus, klar, den kann man schon irgendwie wegatmen. Wer im „Kulturschutzgebiet“ Viertel wohnt, oder zumindest hin und wieder mal da durch muss, der hat sich in den vergangenen Monaten wohl eh damit abgefunden. Nur leider zieht sich die hartnäckige Duftspur dann doch durch fast das ganze Heft.
„Verschwende Deine Jugend“ lautet das vielversprechende Titelthema dieser nullten Ausgabe. Doch rücksichtslos verprasst und abgerockt wird da leider so gar nichts. Denn die mo:no-Jugend war früher mal, war damals toll oder vielleicht auch scheiße, aber heute ist die Party jedenfalls lange vorbei. Wer die Dreißig hinter sich gelassen hat, der bekommt das ohnehin allenthalben zu hören. Der braucht dafür kein Magazin. Und wer sie noch vor sich hat, der will davon erst recht nichts lesen.
Genauso wenig wie von dieser Bremischen Tiefstapelei: Lass die Coolen doch nach Berlin gehen, schreibt Sönke Busch, und halt dich ans Mittelmaß. Das wäre irgendwie ja auch total sympathisch, wenn’s denn keine Masche wäre. Denn mo:no will ja gerade so was richtig Gutes machen – und könnte das eigentlich auch!
Denn unter dem blöden Motto finden sich hier und da ja auch richtig gute Sachen in dem Heft: Klaus Herings Fotos von Bremer Bahnhofspunks aus den 80er-Jahren zum Beispiel. Oder Martin Märtens, der ein hoch spannendes Portrait eines Werder-Ultras erzählt: und das punktgenau in die kochende Debatte um Fußballgewalt und Politik im Stadion gesendet.
Ein richtiger Erstling ist die Ausgabe dann übrigens auch gar nicht: Hinter dem „Kollektiv“ stecken die MacherInnen des Online-Magazins „BOM 13“ – mit neuem Namen und einer fast neuen Form: Print. Zurück in die Zukunft, oder so ähnlich. Und weil blättern ja nun tatsächlich und unbestreitbar viel mehr Spaß macht als klicken, ist das auch erst mal wirklich eine richtig gute Sache.
Jetzt muss das längst bewiesene Know-how nur noch Einzug in das neue Heft halten. Die Zutaten sind alle da: schickes Design, ein kompetentes Netzwerk, die Vielfalt der Formen – und wenn man das denn unbedingt so nennen will, auch so was wie ein authentischer Bremer Blick auf die Dinge.
Der Bedarf jedenfalls liegt auf der Hand, für so ein gemeinsames, offenes Medium der doch arg verschnarchten Szene von Poetry-SlammerInnen, Comic-ZeichnerInnen, SchriftstellerInnen, KünstlerInnen ... und so weiter und so fort. Verschwendung muss ganz dringend her, das stimmte schon. Aber dann eben so richtig drauf und keine Nacherzählung der Schlachten von vorgestern.
mo:no – magazin für text und bild bestellt man online unter:www.magazin-mono.de
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