Krisen-Demo in Berlin: Feilschen um die Route
Die Vorbereitungen für die Demonstration "Wir zahlen nicht für eure Krise" laufen auf Hochtouren. Noch ungeklärt sind der letzte Teil der Route und die Parksituation
Das Ziel für den vorbereitenden Bastelabend steht fest: Holzstäbe, große Berge aus Pappe und kleinere Berge aus Papier sollen innerhalb mehrerer Stunden zu 30 bis 40 Plakaten verarbeitet werden. Das Plakat des Antikapitalistischen Blocks, drei in die Luft gereckte Fäuste auf blauem Hintergrund, soll auf einigen zu sehen sein, auf anderen "flotte Sprüche". So erklärt es einer der guten Handvoll Aktivisten, die sich zur Vorbereitung zusammen gefunden haben.
"10.000 plus x", schätzt einer der Bastelnden die Zahl der Teilnehmer. Die Demonstration am Samstag unter dem Motto "Wir zahlen nicht für eure Krise" findet anlässlich des G20-Treffens wenige Tage später in London statt. Zu den Organisatoren gehören unter anderem Attac und die Linkspartei. Mit 15.000 bis 20.000 Teilnehmern rechnet Tim Laumeyer von der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB) und fügt hinzu: "Dann freut man sich um so mehr, wenn es mehr werden." Dabei wäre die Zahl angesichts der aufwändigen Mobilisierung nur bedingt ein Erfolg.: Plakate haben sie gedruckt, Flyer verteilt, in den Berliner Fenstern läuft ein Spot und auch vor Arbeitsämtern wurde für die Demo geworben.
Bei aller Vorbereitung ist eines noch unklar: die Route. Ursprünglich sollten die Demonstranten vom Roten Rathaus über die Rosenthaler Straße, Torstraße und zum Abschluss die Friedrichstraße hinunter bis zum Gendarmenmarkt laufen. Den letzten Teil wollte die Polizei nicht erlauben. Das Berliner Verwaltungsgericht, vor dem die Veranstalter gegen das Verbot vorgingen, beschloss schließlich eine Alternativroute, die über die Oranienburger Straße zurück zum Ausgangspunkt am Roten Rathaus führt. Ob die Organisatoren die Alternative annehmen, stand bis Redaktionsschluss nicht fest.
Streit gibt es nicht nur um die Route sondern auch um die Parkmöglichkeiten für Busse, die Demonstranten von außerhalb in die Stadt bringen sollen. Die Verkehrsleitstelle wolle keine Plätze zum Parken sperren, kritisiert Christina Keindl, Sprecherin des Bündnis "Wir zahlen nicht für eure Krise". Das Bündnis selbst wolle dagegen keine Flächen anmieten, so dass die Fahrer selbst einen Parkplatz suchen müssten. Bei rund 100 erwarteten Bussen würde sich das merkbar auf den Verkehr auswirken. Ein Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erklärte, dass derartige Sperrungen in der Straßenverkehrsordnung nicht vorgesehen seien und daher nur ausnahmsweise bei Demonstrationen ab einer Größenordnung von 100.000 Teilnehmern durchgeführt würden.
Die Demonstration startet am Samstag um 12 Uhr am Roten Rathaus. Wer nicht ohne Plakat kommen will, findet in der print-taz vom Wochenende ein Plakat zum Aufkleben und Mitnehmen.
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