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Krise in Baden-WürttembergMusterland ist abgebrannt

Kurzarbeit, Insolvenzen, Entlassungen: Nirgendwo hat die Krise so hart zugeschlagen wie im Südwesten der Republik. Aber das Schlimmste wird erst noch kommen.

In Baden-Württemberg sind die Folgen der Krise gut sichtbar. Bild: dpa

ESSLINGEN/ BAD DÜRRHEIM taz | Gunter Ketterer steht in der Fabrikhalle und zeigt auf den RK High-Speed-Werkzeugrevolver mit sechs Spindeln, ein Herzstück der Maschinen seiner Firma. In weniger als einer Sekunde wechseln sie von einem Fräser auf den anderen. "Das ist der schnellste Werkzeugwechselkopf der Welt", sagt Ketterer.

Doch seit einem Jahr verkaufen sich die Ketterer-Maschinen wie Eiswürfel auf Grönland. Um 90 Prozent sind die Aufträge in der Krise eingebrochen. Dabei hat Firmenchef Gunter Ketterer, 45, alles versucht. Im Februar lud er zu einer Hausausstellung ein. Wer eine Maschine kaufte, sollte ein Jahr lang erst mal nichts bezahlen - und ein Wellness-Wochenende in einem Hotel bekommen. Es nützte nichts. 1923 hatte Gunter Ketterers Großvater das Unternehmen gegründet, Anfang September 2009 wurde die Insolvenz eröffnet.

"Das war wie eine frontale Fahrt auf eine Betonwand", sagt Ketterer im Konferenzraum der Firma in Bad Dürrheim an der Grenze zwischen Baden und Württemberg. In Regalen liegen Produkte, die mit Ketterer-Maschinen hergestellt wurden: Motorblöcke, Ventile, Pumpen, Sensoren. An der Wand hängt der Innovationspreis der Sparkasse von 1999. Ketterer ringt sich ein Lächeln ab. Nur ein Mundwinkel zeigt dabei nach oben, der andere hängt nach unten. Es ist ein Lächeln wie eine abstürzende Konjunkturkurve.

Mehr als 20 Leute wurden bei Ketterer gerade entlassen, eine Kerntruppe von 53 Mitarbeitern soll den Karren nun irgendwie aus dem Dreck ziehen. Aber wer die Firma besucht, bekommt Zweifel, ob das noch klappt. Nur hin und wieder huscht ein Mitarbeiter im blauen Kittel durch die Hallen, das Lager ist weitgehend leer, man hört kaum Geräusche. Eine seltsame Atmosphäre. "Die Großen kriegen Kredite und die Kleinen verhungern", sagt Gunter Ketterer. "Hart, aber wahr."

Die Krise soll überstanden sein? Wer durch den Südwesten reist, bekommt einen anderen Eindruck: Das Schlimmste könnte erst noch kommen. Kein Bundesland wird so hart von der Rezession getroffen wie Baden-Württemberg. Laut Statistischem Landesamt wird die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 8 Prozent zurückgehen.

Vor allem bei Autozulieferern und im Maschinenbau ist die Produktion dramatisch eingebrochen, um etwa ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. 514.000 Beschäftigte waren im ersten Halbjahr zumindest zeitweise in Kurzarbeit. Das hat bisher noch einiges abfedern können. Doch die Frage ist: wie lange noch?

Es sind nicht nur die Großen, die in der Krise stecken, Daimler, Porsche, Bosch. Sondern vor allem die vielen kleinen und mittelständischen Betriebe, denen nach Monaten der Durststrecke nun das Geld ausgeht.

Wenn man die deutschen Weltmarktführer als Punkte auf einer Landkarte einzeichnet, sieht es ein bisschen so aus wie das Muster, das eine Schrotflinte auf einer Zielscheibe hinterlässt. In den Nordosten haben sich nur wenige Treffer verirrt. Im Südwesten kann man die einzelnen Einschläge gar nicht mehr auseinanderhalten, so viele gibt es dort.

Hinter den Punkten verbergen sich Firmen wie Eberspächer, Trumpf, Eisenmann, Putzmeister, Schuler oder Mink. Sie stellen Auspuffanlagen, Lasertechnik, Betonpumpen oder Pressanlagen her. Und manchmal auch Dinge, die so speziell sind, dass sie keiner mehr versteht. Mittelständler wie diese waren jahrelang der Motor der baden-württembergischen Industrie - und der deutschen Wirtschaft als Ganzes. Nun stottert dieser Motor gewaltig, und keiner weiß, wann er wieder richtig anspringt. Die Auftragsbücher sind leer. Aus schwarzen werden rote Zahlen. Mitarbeiter müssen gehen.

Es ist ein Gefühl, das viele Baden-Württemberger gar nicht kennen. Früher galt: Wer was schafft, der schaffts auch nach oben. Heute sind die Leute froh, wenn sie überhaupt was zum Schaffen haben.

Kurz vor Stuttgart fließt der Neckar durch Esslingen. An einem Mittwoch im September verkaufen dort zwischen der gotischen Kirche, Fachwerkhäusern und Kastanienbäumen Marktfrauen Kürbisse und neuen Wein. Von einer Krise ist auf den ersten Blick nichts zu sehen.

Wenige Meter weiter sitzt Karl Oberfell, 62, ein freundlicher Herr mit grauen Haaren, Brille, Jackett und eng gebundener Krawatte. Er ist der Stadtkämmerer - und könnte bald zum meistgehassten Mann der Stadt werden.

Seit 21 Jahren macht er seinen Job, der im reichen Esslingen vermutlich meist dankbar war. Doch das ist vorbei: Die Gewerbesteuern sind um fast 75 Prozent eingebrochen, von 60 Millionen auf 17 Millionen Euro. Daimler hat ein Werk in Esslingen, aber auch Firmen wie der Drehmaschinenhersteller Index oder der Pneumatikspezialist Festo leiden unter der Krise.

Kämmerer Karl Oberfell hat eine Liste mit 86 Punkten vor sich liegen. "Konsolidierungsmöglichkeiten" steht in einer Spalte. "Einsparungen in Euro" in der anderen. Es ist die Esslinger Giftliste. Der Gemeinderat wird sich damit in den kommenden Wochen beschäftigen müssen.

In ruhigem Ton liest Oberfell vor, wo man kürzen könnte. Von drei Veranstaltungshallen könnte man zwei schließen. Bringt je 6 bis 8 Millionen Euro. Vier Bäder in einer Stadt mit 90.000 Einwohnern? Zwei reichen. Die Zuschüsse an die Vereine: 100.000 Euro weniger täten es auch. Gut 400.000 Euro könnte man durch höhere Kindergartengebühren reinholen.

Und wer braucht eine Raumtemperatur von 20 Grad in Schulen? Bei ein paar Grad weniger könnte man 250.000 Euro sparen. Und, und, und. "Solche Einbrüche hats noch nie gegeben", sagt Oberfell.

Wenn man aus seinem Fenster schaut, sieht man an einem Mittelalterturm eine Figur, die über ein Hochseil balanciert, ein Künstler hat sie dort installiert. Der Seiltänzer rudert mit den Armen. Es sieht so aus, als stürze er gleich ab.

Viele Kommunen müssen Ähnliches verkraften wie Esslingen. Der Gemeindetag rechnet mit einem Gewerbesteuerminus in Höhe von 2 Milliarden Euro in Baden-Württemberg.

Sieghard Bender, 55, kommt gerade von einem Gewerkschaftertreffen, er ist erster Bevollmächtigter der IG Metall im Landkreis Esslingen. Es ging um das Thema, das Bender seit Wochen umtreibt: Wie kann verhindert werden, dass die Firmen nun nach und nach Insolvenz anmelden, weil ihnen das Geld ausgeht? Bender hat den Überblick über rund 130 Unternehmen in seinem Bezirk. Gerade mal 10 Prozent geht es gut, sagt er beim Gespräch in einer Weinstube. 50 Prozent sollen in ihrer Existenz bedroht sein.

Bender ist ein wuchtiger Mann mit Reibeisenstimme und Unterarmen wie Popeye. Nach der Wende war er für die IG Metall nach Chemnitz gegangen. Vergleichen könne man das natürlich nicht, aber die Erfahrung von damals helfe ihm jetzt schon. Er ist sich sicher: "Nach der Wahl beginnen die Konkurse. Das Eigenkapital der Firmen schmilzt dahin wie Schnee in der Sonne."

Die IG Metall fordert einen Regionalfonds in Höhe von 500 Millionen Euro, um die Mittelständler zu retten. Doch die Politik will davon nichts wissen. Deshalb wollen die Gewerkschafter nun radikaler werden. Radikal? Die Baden-Württemberger? Nun ja, sagt Bender, die Schwaben würden nie in ihren Firmen Gasflaschen aufstellen und mit Sprengung drohen, wie das in Frankreich passiert ist. "Aber ob sie Gasflaschen in den Banken aufstellen, das weiß ich nicht."

Es sind Töne, die man nicht gewohnt ist in Baden-Württemberg. Nicht jammern, anpacken, hieß es dort immer. Was ist da nur los?

670 Kilometer nordöstlich, in Berlin, sitzt einer, der die baden-württembergische Industrie kennt wie kaum ein Zweiter: Heinz Dürr, 76, einstiger Arbeitgeberchef im Südwesten, Ex-AEG-Chef, Ex-Bahn-Chef und nach wie vor Aufsichtsratschef des Anlagenbauers Dürr im schwäbischen Bietigheim-Bissingen, den er von den 60er-Jahren an zum "Mittelstandsmulti" aufgebaut hatte. Auch die Dürr AG hat es zurzeit nicht leicht, um 30 Prozent sind die Aufträge eingebrochen, bis zum Jahresende sollen 650 Stellen gestrichen werden.

Heinz Dürr gilt als Optimist, doch jetzt sagt auch er: "Im Moment geht es für die Firmen nicht um große Gewinne, sondern ums Überleben. Sie müssen nun durch einen tiefen Winter." Und den könnten sie nur mit soliden Finanzen überstehen.

Doch irgendwann, da ist sich Dürr sicher, geht es wieder aufwärts mit dem Maschinenbau. Denn die Menschen brauchten nun mal ein Dach über dem Kopf, einen Kühlschrank, Fahrzeuge, elektrische Installationen - "und um das alles zu produzieren, braucht man Maschinen".

Dürr zieht an seinem Zigarillo und schaut aus dem Fenster seines Büros. Von dort sieht man den Gendarmenmarkt und den Fernsehturm, seit einem Jahrzehnt wohnt Dürr in der Hauptstadt. Vielleicht ist es der direkte Vergleich, der ihn die Krise etwas nüchterner betrachten lässt. Die Arbeitslosenquote sei hier ja bekanntlich immer noch weit höher als in Baden-Württemberg, sagt Dürr trocken. 13,4 Prozent sind es im August in Berlin, 5,5 Prozent im Ländle.

Die Region um Stuttgart sei eine der reichsten Deutschlands, fährt Dürr fort. "Jetzt wirds ein bisschen weniger, das ist auch nicht so schlimm." Er kann der Krise sogar etwas Positives abgewinnen. Sie sei hilfreich, darüber nachzudenken, was wir wirklich brauchen. Im vergangenen Jahr hat Dürr seine Erinnerungen aufgeschrieben. Darin zitiert er den Philosophen Karl Jaspers: "Nur im Scheitern kommt der Mensch zu sich selbst."

Nun sitzt Dürr in seinem Büro vor einem Bild des Künstlers Thomas Locher. Darauf ist ein Zitat auf Englisch zu sehen, übersetzt heißt es: "Endlich, sobald die Menschen in irgendeiner Weise füreinander arbeiten, erhält ihre Arbeit auch eine gesellschaftliche Form." Der Satz ist von Karl Marx. Auf dem Bild ist er mit Farbklecksen überdeckt.

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26 Kommentare

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  • K
    kranich05

    "Köstlich", wie sich hier Wessis und Ossis gegenseitig ins Gewissen reden.

    Da fällt mir eine nicht verlernte Liedzeile ein:

    "Unsre Herrn, wer sie auch seien, sehen unsre Zwietracht gern,

    denn solang sie uns entzweien, bleiben sie doch unsre Herrn."

    Mit Gesang geht alles besser! ;-)

     

    Grüße vom Opa

    http://opablog.twoday.net/

  • L
    Lars

    Ist doch alles kein Problem,wer Arbeit haben will,der kriegt doch auch welche,oder nicht?

    Ausserdem hat unsere gottgleiche Kanzlerin und Wirtschaftsstrategin doch die Krise voll im Griff.

    Also,auf gehts Baden-Würtemberger,ab in die Boombranche "Leiharbeit" oder in Minijobs,auch für 6 Euro/Std. könnt ihr "schaffen",andere müssen dies schon jahrelang ertragen.Ihr müsst nicht mehr 2000 Eur.netto verdienen,700-800 Eur./40 Std./Woche tun es ja wohl auch!

    Oder wollt ihr euch etwa in die soziale Hängematte legen? So als "Sozialschmarotzer"?

    Nein? Na bitte!

     

    Probierts ruhig mal aus wie es z.B.hier in Sachsen schon lange gang und gäbe ist,wo 7 Euro Stundenlohn schon als "guter" Verdienst zählen.

    Schön,dass die Anpassung Ost/West wenigstens in dieser Richtung vollzogen wird,jaja,willkommen in der Realität!

    Lasst euch nur schön weiter einlullen von Merkel und Oettinger,mal schaun wer zuletzt lacht!

  • N
    NeuKreuzberger

    Lustig, dass die hier schreibenden Berliner so amüsiert sind... denn können die Südländer nicht mehr den Länderfinanzausgleich bezahlen ist Berlin nicht überlebensfähig..... misst... dann müsste Kreuzberg und Neuköln arbeiten gehen, aber wo?, es gibt ja nichts richtiges in Berlin, wo man arbeiten könnte....

  • F
    Freimann

    ich bemitleide die armen wessis wirklich und da ich gern helfe hier nen paar totsichere tipps für eine glorreiche zukunft:

    lernt erstmal arbeiten. hört auf zu jammern und am wichtigsten: wer arbeiten will der findet auch nen job.

  • M
    MisterF

    Ich bin vor einigen Jahren von Berlin nach Stuttgart gegangen - aus wirtschafltich-extenziellen Gründen. Erst dort konnte ich als Jungakademiker einen Job nach dem Studium finden. Im nördlichen Großraum wäre dies überhaupt nicht bzw. zu einem akzeptablem Lohn möglich gewesen. Und ich treffe dort immer noch viele junge Menschen, die genau wie ich, immer noch zu deutlich niedrigen Löhnen dort arbeiten, als die BWB'er selber. Und ich habe überhaupt kein Mitleid mit denjenigen AN, die bei all den großen Unternehmen in BWB und Deutschland über jahrzehntelang mit Tariflöhnen, Gratifikationen, Pensionen und sonst. Zulagen abgesichert waren und nun ihren Job verlieren. Dieses Gejaule in BWB geht mir echt vorbei. Wo war denn deren Solidarität, als die Zeitarbeit populär wurde? Wo waren deren Proteste als im Osten Hartz4 flächendeckend eingeführt wurde? Wo war denn jemals Protestbereitschaft in BWB vorhanden, wenn man nicht selber davon betroffen war? Dort dachte man eher an die 35-Stunden Woche. Wer bezahlt denn den dortigen Wohlstand für all die im öffentlichen Dienst Beschäftigten und Beamten, wer bezahlt denn dortigen Hightech Standort im Gesundheitswesen, die verbeamteten Lehrer und (Zoll)Beamten? Oh nein, BWB heult auf ganz hohem Niveau. Selbst, wenn die dortige Generation der Autobauer und ihre Zulieferer ihre Arbeitsplätze verlieren, kümmert mich das herzlich wenig. Von den erbämlichen Lebensstandard der ständig-vorübergehend-beschäftigten-Generation (zb. dier der Zeitarbeiter und die der neuen und jungen Dumping-Verdiener) sind diese, jahrzehntelang abgesicherten und egoistischen "Mir-gehts-gut-warum-soll-ich-denn-auf-die-Strasse-gehen" und "arbeitslos-ist-doch-nur-wer-faul-ist"-Denker und "die-CDU-hat-die-Wirtschaftskompotenz"-Wähler noch meilenweit nach unten entfernt. Auch dumm nur, dass die vielerwähnte Finanzkrise gar nicht das Problem ist, sondern die lang weggeblendeten Probleme erst sichtlich zu Tage fördert. Fehlende Binnenkonjunktur aufgrund von steil gefallenem Lohnniveau, steigenden Abgabenlasten und Lebenshaltungskosten. Bei mir und bei vielen anderen, bleibt da eben kein Geld mehr für deutsche Autos, deutsche Altersvorsorgeprodukte und deutsche Bioprodukte - nur das nackte Überleben bleibt noch.

  • AD
    Axel Dörken

    Nichts in der Natur hat ein unendliches Wachstum.

     

    Da die Naturgesetze über allem stehen, bin ich immer wieder irritiert, dass so viele Menschen zu glauben scheinen, dass wir den Naturgesetzen trotzen können und in der Wirtschaft weiterhin (unbegrenzt?!) Wachstum erzeugen.

     

    Wie wäre es damit:

    Wachstum hinten anstellen. wichtiger ist Soziologie und Ökologie.

     

    Wo dann das Geld herkommen soll? Von den Multimillionären (10 Millionen aufwärts) und Milliardären, etc. - Wofür brauchen diese Menschen so viel Geld? wieso investieren sie nicht alles, bis auf, sagen wir willkürlich 10 Millionen in den Menschen und in die Natur?

     

    Denken und handeln diese Menschen tatsächlich so wenig sozial und ökologisch? Haben sie ein so ungesundes Selbstbewusstsein, dass sie so viel Geld zu brauchen meinen? Haben sie immer noch nicht begriffen, dass viel Geld ein ungesundes Selbstbewusstsein nur sehr begrenzt und immer beengter kompensieren kann?

     

    Multimillionäre auf der einen Seite und auf der anderen Hearts Fear (Hartz IV). Dieses Gegeneinander ist wieder der überlebenden Natur. Kopfschütteln über so wenig Weisheit und Größe löst das bei mir aus.

     

    Liebe Grüße

    Axel Dörken

  • U
    Ulmerle

    Kaum zu glauben...

    Aber warum fragen die nicht mal die hohen Herren in BWB? Die sind doch so erfinderisch was das Geld eintreiben angeht!

     

    Z.B: BWB gründet eine eigene Firma (Parkraumbewirtschaftungs GmbH) die nichts anderes zu tun hat, als den Angestellten des Landes das gerade überwiesene Geld in Form von Parkgebühren gleich wieder aus der Tasche zu ziehen.

     

    Wie wärs mal mit Toilettengebühren oder anteilige Heizkosten für alle Arbeitnehmer?

  • MC
    Moped city

    De facto muss man eines sehen: Egal ob man Württemberg oder Deutschland nimmt, wir leben von unseren Ideen. In Baden-Württemberg hat man in den vergangenen Jahrzehnten einfach viel besser als sonstwo in Deutschland verstanden, das querdenken zuzulassen und Menschen zu fördern, die neue Ideen entwickeln. Das hat dazu geführt, dass dort europaweit am meisten Neuentwicklungen erfunden wurde. Davon hat man jahrelang gut gelebt - übrigens deutschlandweit. Es gab Jahre, da hat Baden-Württemberg die Hälfte des kompletten Jahresbeitrags aller Zahlungen des Länderfinanzausgleichs für alle Nehmerländer gestemmt. Bayern hier bitte nicht mit BW in einen Topf werfen.

     

    Und genau dieser Weg wird dem Bundesland auch aus der Krise helfen: Indem man neue Ideen konsequent umsetzt. Beispiel Hybridantrieb: Die Technik hat Boch in Stuttgart entwickelt, die deutsche Autoindustrie war zu doof, es anzuwenden. Jetzt sind die Japaner führend. Dumm gelaufen.

     

    Und noch etwas: Ich lebe nicht in BW sondern am Mittelrhein in der Nähe von Bonn. Ich hatte nie den Eindruck, dass gerade Menschen aus BW den Osten bashen, wie hier geschrieben. Viel eher habe ich den Eindruck, dass alle anderen immer BW bashen, weil es mit ihrer kruden Form von Lokalpatriotismus nicht vereinbar ist, dass andere vielleicht erfolgreicher agieren oder sich eine höhere Lebensqualität geschaffen haben (speziell aus der Ecke Berlin). Warum immer der Neid und die Häme auf die Menschen dort? Das liest man auch bei dem einen oder anderen Eintrag hier.

  • S
    Schwabensack

    Ähnliche Erfahrungen mussten die Württemberger in den 60gern mit dem Niedergang der Textilindustrie machen. Trotzdem hat man sich relativ schnell von diesem Niedergang erholt. Also kein Grund für eine Panik.

  • P
    PuuhBaerFfm

    @ steffen: da wird der Länderfinanzausgleich wohl eher auf die Milliarden aus dem Süden und Südwesten für den Osten und Norden verzichten müssen...

    Und "die Welt" wird davon nicht untergehen, eher die Turbokapitalisten...

  • S
    steffen

    Dann wird Berlin eben im Zuge des Länderfinanzausgleich den armen Südwesten unterstützen dürfen ;0)

    Oder Morgen geht die Welt unter...

  • J
    Jens

    Dumm gelaufen... zum ersten Mal seit langer Zeit erleben die Menschen in Baden-Württemberg, dass es eben nicht immer nur daran liegt, zu arbeiten oder arbeiten zu wollen, sondern dass man manchmal auch das Opfer äußerer Umstände wird und daran nicht viel ändern kann.

     

    Das ist es ja, was man dort gerne vergessen hat wenn es darum ging, Berlin und den Osten aufgrund ihrer wirtschaftlich schwachen Lage und Haushaltsnot zu bashen.

    Vielleicht lernt man ja mal daraus. Obwohl...

  • JK
    Juergen K.

    Und die Elektro-Mobilität braucht auch keine:

    Motorblöcke, Ventile, Pumpen,Auspuffe

     

    Den Regionalfond sehe ich bei Hartz4 besser und ZUKUNFTSSICHER.

     

    Eigentlich nur ne Frage der Zeit, wann NRW wieder Transfergelder nach Bayern transferiert.

  • K
    kranich05

    "Köstlich", wie sich hier Wessis und Ossis gegenseitig ins Gewissen reden.

    Da fällt mir eine nicht verlernte Liedzeile ein:

    "Unsre Herrn, wer sie auch seien, sehen unsre Zwietracht gern,

    denn solang sie uns entzweien, bleiben sie doch unsre Herrn."

    Mit Gesang geht alles besser! ;-)

     

    Grüße vom Opa

    http://opablog.twoday.net/

  • L
    Lars

    Ist doch alles kein Problem,wer Arbeit haben will,der kriegt doch auch welche,oder nicht?

    Ausserdem hat unsere gottgleiche Kanzlerin und Wirtschaftsstrategin doch die Krise voll im Griff.

    Also,auf gehts Baden-Würtemberger,ab in die Boombranche "Leiharbeit" oder in Minijobs,auch für 6 Euro/Std. könnt ihr "schaffen",andere müssen dies schon jahrelang ertragen.Ihr müsst nicht mehr 2000 Eur.netto verdienen,700-800 Eur./40 Std./Woche tun es ja wohl auch!

    Oder wollt ihr euch etwa in die soziale Hängematte legen? So als "Sozialschmarotzer"?

    Nein? Na bitte!

     

    Probierts ruhig mal aus wie es z.B.hier in Sachsen schon lange gang und gäbe ist,wo 7 Euro Stundenlohn schon als "guter" Verdienst zählen.

    Schön,dass die Anpassung Ost/West wenigstens in dieser Richtung vollzogen wird,jaja,willkommen in der Realität!

    Lasst euch nur schön weiter einlullen von Merkel und Oettinger,mal schaun wer zuletzt lacht!

  • N
    NeuKreuzberger

    Lustig, dass die hier schreibenden Berliner so amüsiert sind... denn können die Südländer nicht mehr den Länderfinanzausgleich bezahlen ist Berlin nicht überlebensfähig..... misst... dann müsste Kreuzberg und Neuköln arbeiten gehen, aber wo?, es gibt ja nichts richtiges in Berlin, wo man arbeiten könnte....

  • F
    Freimann

    ich bemitleide die armen wessis wirklich und da ich gern helfe hier nen paar totsichere tipps für eine glorreiche zukunft:

    lernt erstmal arbeiten. hört auf zu jammern und am wichtigsten: wer arbeiten will der findet auch nen job.

  • M
    MisterF

    Ich bin vor einigen Jahren von Berlin nach Stuttgart gegangen - aus wirtschafltich-extenziellen Gründen. Erst dort konnte ich als Jungakademiker einen Job nach dem Studium finden. Im nördlichen Großraum wäre dies überhaupt nicht bzw. zu einem akzeptablem Lohn möglich gewesen. Und ich treffe dort immer noch viele junge Menschen, die genau wie ich, immer noch zu deutlich niedrigen Löhnen dort arbeiten, als die BWB'er selber. Und ich habe überhaupt kein Mitleid mit denjenigen AN, die bei all den großen Unternehmen in BWB und Deutschland über jahrzehntelang mit Tariflöhnen, Gratifikationen, Pensionen und sonst. Zulagen abgesichert waren und nun ihren Job verlieren. Dieses Gejaule in BWB geht mir echt vorbei. Wo war denn deren Solidarität, als die Zeitarbeit populär wurde? Wo waren deren Proteste als im Osten Hartz4 flächendeckend eingeführt wurde? Wo war denn jemals Protestbereitschaft in BWB vorhanden, wenn man nicht selber davon betroffen war? Dort dachte man eher an die 35-Stunden Woche. Wer bezahlt denn den dortigen Wohlstand für all die im öffentlichen Dienst Beschäftigten und Beamten, wer bezahlt denn dortigen Hightech Standort im Gesundheitswesen, die verbeamteten Lehrer und (Zoll)Beamten? Oh nein, BWB heult auf ganz hohem Niveau. Selbst, wenn die dortige Generation der Autobauer und ihre Zulieferer ihre Arbeitsplätze verlieren, kümmert mich das herzlich wenig. Von den erbämlichen Lebensstandard der ständig-vorübergehend-beschäftigten-Generation (zb. dier der Zeitarbeiter und die der neuen und jungen Dumping-Verdiener) sind diese, jahrzehntelang abgesicherten und egoistischen "Mir-gehts-gut-warum-soll-ich-denn-auf-die-Strasse-gehen" und "arbeitslos-ist-doch-nur-wer-faul-ist"-Denker und "die-CDU-hat-die-Wirtschaftskompotenz"-Wähler noch meilenweit nach unten entfernt. Auch dumm nur, dass die vielerwähnte Finanzkrise gar nicht das Problem ist, sondern die lang weggeblendeten Probleme erst sichtlich zu Tage fördert. Fehlende Binnenkonjunktur aufgrund von steil gefallenem Lohnniveau, steigenden Abgabenlasten und Lebenshaltungskosten. Bei mir und bei vielen anderen, bleibt da eben kein Geld mehr für deutsche Autos, deutsche Altersvorsorgeprodukte und deutsche Bioprodukte - nur das nackte Überleben bleibt noch.

  • AD
    Axel Dörken

    Nichts in der Natur hat ein unendliches Wachstum.

     

    Da die Naturgesetze über allem stehen, bin ich immer wieder irritiert, dass so viele Menschen zu glauben scheinen, dass wir den Naturgesetzen trotzen können und in der Wirtschaft weiterhin (unbegrenzt?!) Wachstum erzeugen.

     

    Wie wäre es damit:

    Wachstum hinten anstellen. wichtiger ist Soziologie und Ökologie.

     

    Wo dann das Geld herkommen soll? Von den Multimillionären (10 Millionen aufwärts) und Milliardären, etc. - Wofür brauchen diese Menschen so viel Geld? wieso investieren sie nicht alles, bis auf, sagen wir willkürlich 10 Millionen in den Menschen und in die Natur?

     

    Denken und handeln diese Menschen tatsächlich so wenig sozial und ökologisch? Haben sie ein so ungesundes Selbstbewusstsein, dass sie so viel Geld zu brauchen meinen? Haben sie immer noch nicht begriffen, dass viel Geld ein ungesundes Selbstbewusstsein nur sehr begrenzt und immer beengter kompensieren kann?

     

    Multimillionäre auf der einen Seite und auf der anderen Hearts Fear (Hartz IV). Dieses Gegeneinander ist wieder der überlebenden Natur. Kopfschütteln über so wenig Weisheit und Größe löst das bei mir aus.

     

    Liebe Grüße

    Axel Dörken

  • U
    Ulmerle

    Kaum zu glauben...

    Aber warum fragen die nicht mal die hohen Herren in BWB? Die sind doch so erfinderisch was das Geld eintreiben angeht!

     

    Z.B: BWB gründet eine eigene Firma (Parkraumbewirtschaftungs GmbH) die nichts anderes zu tun hat, als den Angestellten des Landes das gerade überwiesene Geld in Form von Parkgebühren gleich wieder aus der Tasche zu ziehen.

     

    Wie wärs mal mit Toilettengebühren oder anteilige Heizkosten für alle Arbeitnehmer?

  • MC
    Moped city

    De facto muss man eines sehen: Egal ob man Württemberg oder Deutschland nimmt, wir leben von unseren Ideen. In Baden-Württemberg hat man in den vergangenen Jahrzehnten einfach viel besser als sonstwo in Deutschland verstanden, das querdenken zuzulassen und Menschen zu fördern, die neue Ideen entwickeln. Das hat dazu geführt, dass dort europaweit am meisten Neuentwicklungen erfunden wurde. Davon hat man jahrelang gut gelebt - übrigens deutschlandweit. Es gab Jahre, da hat Baden-Württemberg die Hälfte des kompletten Jahresbeitrags aller Zahlungen des Länderfinanzausgleichs für alle Nehmerländer gestemmt. Bayern hier bitte nicht mit BW in einen Topf werfen.

     

    Und genau dieser Weg wird dem Bundesland auch aus der Krise helfen: Indem man neue Ideen konsequent umsetzt. Beispiel Hybridantrieb: Die Technik hat Boch in Stuttgart entwickelt, die deutsche Autoindustrie war zu doof, es anzuwenden. Jetzt sind die Japaner führend. Dumm gelaufen.

     

    Und noch etwas: Ich lebe nicht in BW sondern am Mittelrhein in der Nähe von Bonn. Ich hatte nie den Eindruck, dass gerade Menschen aus BW den Osten bashen, wie hier geschrieben. Viel eher habe ich den Eindruck, dass alle anderen immer BW bashen, weil es mit ihrer kruden Form von Lokalpatriotismus nicht vereinbar ist, dass andere vielleicht erfolgreicher agieren oder sich eine höhere Lebensqualität geschaffen haben (speziell aus der Ecke Berlin). Warum immer der Neid und die Häme auf die Menschen dort? Das liest man auch bei dem einen oder anderen Eintrag hier.

  • S
    Schwabensack

    Ähnliche Erfahrungen mussten die Württemberger in den 60gern mit dem Niedergang der Textilindustrie machen. Trotzdem hat man sich relativ schnell von diesem Niedergang erholt. Also kein Grund für eine Panik.

  • P
    PuuhBaerFfm

    @ steffen: da wird der Länderfinanzausgleich wohl eher auf die Milliarden aus dem Süden und Südwesten für den Osten und Norden verzichten müssen...

    Und "die Welt" wird davon nicht untergehen, eher die Turbokapitalisten...

  • S
    steffen

    Dann wird Berlin eben im Zuge des Länderfinanzausgleich den armen Südwesten unterstützen dürfen ;0)

    Oder Morgen geht die Welt unter...

  • J
    Jens

    Dumm gelaufen... zum ersten Mal seit langer Zeit erleben die Menschen in Baden-Württemberg, dass es eben nicht immer nur daran liegt, zu arbeiten oder arbeiten zu wollen, sondern dass man manchmal auch das Opfer äußerer Umstände wird und daran nicht viel ändern kann.

     

    Das ist es ja, was man dort gerne vergessen hat wenn es darum ging, Berlin und den Osten aufgrund ihrer wirtschaftlich schwachen Lage und Haushaltsnot zu bashen.

    Vielleicht lernt man ja mal daraus. Obwohl...

  • JK
    Juergen K.

    Und die Elektro-Mobilität braucht auch keine:

    Motorblöcke, Ventile, Pumpen,Auspuffe

     

    Den Regionalfond sehe ich bei Hartz4 besser und ZUKUNFTSSICHER.

     

    Eigentlich nur ne Frage der Zeit, wann NRW wieder Transfergelder nach Bayern transferiert.