: Krise der Macht
■ Die Arbeiterklasse, die Kommunisten und die Katastrophe
Bei der Gebietsverwaltung der ukrainischen Stadt Charkow ist angesichts der sich häufenden Verbrechen ein Krisenstab gebildet worden, berichtet die ,Iswestija‘ am Dienstag. Seit Jahresbeginn seien in der Stadt bereits 200 Überfälle auf Milizionäre verübt worden, wobei drei von ihnen getötet und 21 verletzt wurden. Außerdem habe man 840 Waffen beschlagnahmt.
Die Lage werde durch die krisenhaften Erscheinungen auf dem Binnenmarkt noch verschärft, heißt es weiter. 150 Milizionäre seien täglich im Einsatz, um bei den Schlangen vor den Geschäften für Ordnung zu sorgen. Die Miliz sei um 1.300 Mann verstärkt worden. Die Mittel dafür würden von Arbeitskollektiven des Gebiets aufgebracht. Dennoch können nach Meinung des Milizchefs General Alexander Bandurka nicht alle Probleme gelöst werden.
Föderation unabhängiger Gewerkschaften
Vertreter von rund 40 Parteien und Bewegungen Rußlands beteiligen sich am Gründungskongreß der Föderation Unabhängiger Gewerkschaften Rußlands, der am Dienstag in Moskau seine zweite Etappe begann. Der im allgemeinen als konservativ geltende russische KP-Chef Iwan Poloskow setzte sich für einen „humanen demokratischen Sozialismus“ ein, der den Übergang zu einer „regulierten Marktwirtschaft“ einschließe.
Seine Partei sei offen für die Zusammenarbeit mit allen gesellschaftlichen und politischen Bewegungen. Zugleich wolle sie Partei aktiven Handelns sein und „mit demokratischen Methoden um die Macht kämpfen“. Nach Poloskows Worten ist die KP nicht für die alten Leitungsmethoden, sondern fester Anhänger des Übergangs zu neuen Wirtschaftsmethoden, „aber wir wollen, daß alle sozialen Folgen des Marktes durchdacht werden“. In der Arbeiterbewegung sei die gesellschaftliche Konfrontation bereits sichtbar, sagte er und prophezeite: „Wenn es gelingt, die Arbeiterklasse gegen die Kommunisten zu richten, wird das zur Katastrophe und zur nationalen Tragödie führen.“
Der Vorsitzende der Liberaldemokratischen Partei, Wladimir Shirnowski, verlangte eine starke Präsidentenmacht, sofortige Wirtschaftsreformen, eine Wende um 180 Grad in der Außenpolitik sowie die Zulassung russischen Patriotismus.
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