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Krieg und Spiele

Sarajevo (dpa/taz) – Es ist Krieg, und alle gehen hin. Bis auf eine Handvoll Wintersportler, die sich auf die Winterspiele vorbereiten, ohne zu wissen, ob sie überhaupt nach Lillehammer gelangen können. Das fünfköpfige Bobteam von Bosnien-Herzegowina hat schon lange nicht mehr in einem Bob trainiert, der 18jährige Eisschnelläufer Slavenko Likic schon lange nicht mehr auf Schlittschuhen gestanden – die von den Olympischen Winterspielen 1984 stammenden Sportstätten in Sarajevo sind größtenteils zerstört.

Noch befinden sie sich im eingekesselten Sarajevo und haben als Sportler noch keine Genehmigung erhalten, mit einem UNO-Hilfsflug die von Serben belagerte Stadt zu verlassen. Seit Monaten halten sie ein hartes Trainingsprogramm durch, das Laufen und Radfahren einschließt, auch wenn sie sich damit den Kugeln von serbischen Scharfschützen oder dem Granatfeuer von den umliegenden Bergen aussetzen.

Von einer Kraftdiät kann keine Rede sein – sie haben ein Lebensmittelpaket vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) erhalten und ernähren sich ansonsten wie die übrige Bevölkerung recht und schlecht von Makkaroni und Reis, von Lebensmitteln der UNO-Luftbrücke. Gelegentlich gibt es Corned beef in Büchsen oder Dosenfisch.

Likic hofft, rechtzeitig aus Sarajevo ausfliegen zu dürfen und dann im bayrischen Inzell trainieren zu können. Da er kein Geld hat, könnte dem jungen Mann nur ein Sponsor helfen. Andere hatten mehr Glück: Ein vierköpfiges Langlauf-Team aus Bosnien-Herzegowina trainiert bereits in Lillehammer, ein sechsköpfiges Alpin- Ski-Team in Slowenien und zwei Rennrodler in Berchtesgaden. Wie das Bob-Team hat Eisschnelläufer Likic an das Organisationskomitee von Lillehammer appelliert, in diesem Sonderfall auf die vorolympischen Qualifikationen zu verzichten.

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