Krieg im Südkaukasus: Was wusste das Pentagon?
Die amerikanischen Medien kritisieren die amerikanische Regierung, sie hätte Georgien in ihren Plänen bestärkt.

WASHINGTON taz Die Effizienz des Pentagons lässt aufhorchen: Auf der Website des US-Verteidigungsministeriums heißt es, man habe schon am vergangenen Freitag mit der Rückführung von 2.000 georgischen Soldaten aus dem Irak in ihre Heimat begonnen. So wenig Zeit lag zwischen den ersten Meldungen vom Einmarsch in Südossetien und der Aktion der US-Streitkräfte im Irak für ihren Verbündeten in Tiflis, dass sich die Frage aufdrängt: Was wussten die USA vorab und von wem?
Der georgische Präsident Saakaschwili habe die Bush-Regierung nicht vorab von seinen Plänen informiert, betonten Sprecher des Weißen Hauses, des Außenministeriums und des Pentagons am Dienstag unisono. Schon gar nicht habe Tiflis um militärische Hilfe gebeten. "Die Georgier dachten wohl, es sei besser, hinterher um Vergebung zu bitten, statt vorher um Erlaubnis. Es war ihre Entscheidung", sagte ein Insider der New York Times.
Vor einem Monat hatte US-Außenministerin Condoleezza Rice Tiflis besucht. Ein Reisebegleiter berichtete, sie habe Saakaschwili deutlich davor gewarnt, sich auf einen militärischen Konflikt mit Russland einzulassen. "Sie sagte ihm in unmissverständlichen Worten, Georgien müsse die Zusage geben, keine militärische Gewalt einzusetzen."
Noch kurz bevor Saakaschwili die militärische Aktion anordnete, habe Washingtons Topdiplomat für die Region, Daniel Fried, Georgien eindringlich gemahnt, sich nicht von Moskau provozieren zu lassen, berichtet die New York Times. Dann habe Fried in der Nacht zum Freitag einen Anruf der georgischen Außenministerin Eka Tkeschelaschwili erhalten, dass ihr Land angegriffen werde. Die amerikanische Reaktion habe gelautet: "Wir haben Ihnen doch gesagt: Seid klug, geht da nicht rein, fallt nicht auf die russischen Provokationen rein. Tut es nicht!"
US-Medien fragen nun: Wie kann es sein, dass unser engster Verbündeter in dieser Region die USA nicht informiert? Kritisch heißt es, die Regierung hätte Georgien zu gemischte Signale gegeben. Die USA betonen dagegen, sie hätten stets klargemacht, dass sie Georgien keinesfalls militärisch in einem Kampf mit Russland unterstützen. KARIN DECKENBACH
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator