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Kreuzberger SchülerInnen gehen online"schuldigung, wir sind von RTL"

Kreuzberger Schüler suchen nach dem besten Döner im Bezirk. Die Ergebnisse ihrer Umfrage stellen sie online. Beim Projekt "KreuzbergMaps" geht es um ihren Alltag. Und um Medienkompetenz.

Die können Sie bald mal besser kennenlernen: junge KreuzbergerInnen. Bild: MedienKontor

Der Frühling zeigt sich an diesem letzten Dienstag im März von seiner besten Seite. Am Mittag füllen Sonnenhungrige die lichtdurchfluteten Straßencafés der Bergmannstraße. Fünf Schüler der Kreuzberger Ferdinand-Freiligrath-Schule eilen mit Mikro und Aufnahmegerät vorbei. Für einen Kaffee mit Sonnenbad haben die 14- und 15-jährigen Haupt- und Realschüler keine Zeit. Denn Azad, Kevin, Ahmad, Yasin und Baran sind unterwegs in kulinarischer Mission: Sie fragen Passanten, wo es den besten Döner Kebap in Kreuzberg gibt. Die Ergebnisse werden in Kürze auf der "Best of Döner"-Webseite der "KreuzbergMaps" nachzulesen sein.

In dem gleichnamigen Schulprojekt erstellen 21 Jugendliche Internetseiten über ihren Alltag in Kreuzberg. "Auf interaktiven Stadtkarten von Google Maps markieren sie Orte, die ihnen wichtig sind", erklärt der Medienpädagoge Ralf Pierau vom Verein MedienKonkret. Mit Lehrern der Freiligrath-Schule leitet er das Projekt, das seit September 2008 auch an der Hermann-Hesse-Oberschule läuft. "Es geht darum, anderen zu zeigen: So lebe ich, da komme ich her, dort will ich hin", so Pierau.

Auf ihren Webseiten schildern die Jugendlichen in Texten die Besonderheiten der Schauplätze, sie illustrieren die Orte mit Fotos, Video- und Audiofiles und setzen passende Info-Links. Zum Beispiel Azad: Auf seiner Map hat er sich vor dem Ozean-Internetcafé ablichten lassen, wo sich seine Clique regelmäßig trifft. Man findet auf seiner Karte aber auch Orte im Südosten der Türkei. Azads Eltern stammen von dort. Er stellt den Bauernhof seines Onkels vor und empfiehlt einen Besuch der Ausgrabungsstätte Hasankeyf - eine antike Stadtfestung am Tigris, die den 14-Jährigen während eines Urlaubs stark beeindruckte.

Für die Döner-Map-Interviews ist Azad am Mikrofon. Vor der Marheinekehalle spricht er einen langhaarigen Mittvierziger an, der gerade sein Fahrrad aufschließt. Der bevorzugt die Hackfleisch-Variante "Adana Kebap" und kann sich nicht zu einem Lieblingsimbiss durchringen. Andere legen sich schnell fest: "Mustafas Gemüse Kebap" am Mehringdamm und "Yorck Hisar" kristallisieren sich als Favoriten heraus. Weiter geht es Richtung Hallesches Tor zum "Süd Bistro". Die Route folgt den fünf Lieblings-Dönerläden der Schüler. Die tauchen auf jeden Fall in der Döner-Map auf.

Andere Freiligrath-Schüler zeigen auf ihren Maps die Kinos oder Sehenswürdigkeiten. "Die Themenseiten stellen sie in Gruppen her", erzählt Pierau. Sie sind demnächst auf der Webseite von MedienKonkret öffentlich online. Persönliche KreuzbergMaps können virtuelle Besucher in der Regel nur auf Einladung der jeweiligen Schüler begutachten - den Kontakt vermittelt MedienKonkret.

Vier Stunden pro Woche arbeiten die Jugendlichen an ihren Maps. Ein wichtiger Aspekt des Projektes ist der Erwerb von Medienkompetenz: "Dabei geht es um das Verhalten im Internet", erläutert Pierau. "Zum Beispiel werden Fragen nach den Rechten bei Veröffentlichungen gestellt. Es geht auch darum, wie man sich selbst im Internet darstellt und auf welchem Wege man dort an Informationen kommt." Sie sollen das Medium besser einschätzen können, um bewusster mit ihm umzugehen.

Auch technisch lernen die Schüler dazu: Filme und Audiofiles produzieren sie selbst. Von der Idee über den Schnitt und das Einsprechen bis zum Onlinestellen sind sie für die Produktion verantwortlich.

Am "Süd Bistro" angekommen, versucht Yasin, neue Gesprächspartner mit einem flotten "Entschuldigung, wir sind von RTL" zu ködern. Manche lassen sich davon nicht abschrecken und geben gerne Auskunft. Solche spielerischen Momente, in denen sie vom erarbeiteten Fragebogen abweichen, machen den Jugendlichen besonders viel Spaß. Statt TV-Kameras halten Handyfotos den Augenblick im Bild fest - nur mit Einwilligung der Abgebildeten natürlich.

Ab Montag wird das Projekt von den Schulen auf den Freizeitbereich ausgedehnt: Im Jugend-, Kultur- und Kommunikationszentrum Wasserturm oberhalb der Bergmannstraße können Jugendliche ab zwölf Jahren unter Anleitung von Ralf Pierau und seinem Kollegen Dirk Baade eigene KreuzbergMaps entwickeln. "Man braucht sich nicht anzumelden. Wer will, kommt einfach vorbei", so Pierau. Obs da auch um den Döner gehen wird, hängt ganz von den Teilnehmern ab.

6. bis 8. April von 11 bis 14 Uhr: Projekt KreuzbergMaps im DTK Wasserturm, Kopischstraße 7. Die Teilnahme ist kostenlos. Die KreuzbergMaps:

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