piwik no script img

Krebsstoff im Suppentopf

■ Krebserregende und erbgutschädigende Stoffe in Flüssigwürze / AL fordert Produktionsstopp

Berlin (taz) - Die Alternative Liste Berlin fordert einen Produktionsstopp und eine Änderung des Herstellungsverfahrens für Flüssigwürze. Grund dafür ist das Bekanntwerden einer Studie, die die krebserregende und erbgutschädigende Wirkung von Dichlorpropanol bei Tierversuchen bestätigt hat. Dichlorpropanol, das sonst als Löse– und Bindemittel für Klebstoffe Verwendung findet, fällt als unerwünschtes Nebenprodukt bei der Herstellung von Flüssigwürze an. Dem Bundesgesundheitsministerium (BGA) war dies durch eine wissenschaftliche Untersuchung aus der CSSR bereits seit 1979 bekannt. Die Messungen, die danach durchgeführt wurden, ergaben Dichlorpropanol–Werte von mehreren Milligramm pro Kilogramm Flüssigwürze. Auf Empfehlung des BGA gaben die Würzmittel–Hersteller, die jährlich rund 13.000 Tonnen Flüssigwürze produzieren, die Studie über Tierversuche mit Dichlorpropanol in Auftrag. Das BGA geht davon aus, daß die Dichlorpropanol–Werte in flüssiger Speisewürze gegenwärtig bei 0,1 Milligram pro Kilogramm liegen. Genauere Werte liegen bereits vor, werden aber erst nächste Woche öffentlich mitgeteilt. Im Februar dieses Jahres empfahl das BGA der Bundesregierung, Dichlorpropanol als krebserzeugende Substanz in die Gefahrstoffverordnung aufzunehmen. Das Bundesgesundheitsministerium wies daraufhin im Mai die Lebensmittel–Überwachungsämter an, Flüssigwürze auf Spuren der krebserzeugenden Substanz zu untersuchen. In dem Schreiben des Ministeriums steht aber auch, daß „eine duldbare Aufnahmemenge für Dichlorpropanol aus toxikologischer Sicht nicht angegeben werden könne“, sprich kein Grenzwert genannt wird. Die AL–Fraktion beklagte, daß das BGA lediglich die Hersteller von Flüssigwürze, nicht aber die Verbraucher informiert hat. Inzwischen hat die Bundestagsfraktion der Grünen eine Anfrage dazu eingereicht. -kess–

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen