Kreativ-Sachbücher bei Aldi Nord: Umwelt unten, Profit oben
Aldi Nord verkauft Bücher aus Mangrovenholz. Aber die Proteste von Robin Wood laufen ins Leere. Dafür will der verantwortliche Tandem-Verlag Konsequenzen ziehen.
BERLIN taz | Die Proteste haben gefruchtet - wenn auch etwas anders, als Robin Wood es geplant hatte: Die Umweltschutzorganisation hatte Aldi Nord vorgeworfen, Bücher zu verkaufen, deren Papier unter anderem aus Mangrovenfasern hergestellt waren. Statt des Discounters hat nun der Potsdamer Tandem-Verlag reagiert, der die "Kreativ-Sachbücher" herausgibt und in China drucken lässt.
Geschäftsführer Herbert Ullmann zeigte sich am Mittwoch überrascht, "da wir sowohl in Europa als auch in China ausschließlich mit FSC-zertifizierten Druckereien zusammenarbeiten". Das Unternehmen wolle sich von allen Lieferanten trennen, die Papier aus nicht kontrollierten Quellen geliefert haben, sagte Ullmann. "Insofern müssen wir Robin Wood dankbar sein, dass sie uns auf schwarze Schafe unter den Druckereien aufmerksam gemacht haben."
Die Umweltschutzorganisation hatte das Papier der fünf verschiedenen "Kreativ-Sachbücher", die Aldi Nord im Weihnachtssortiment anbietet, untersuchen lassen. Bei der Analyse identifizierten die Experten Fasern von sieben verschiedenen Baumarten, darunter auch Mangrovenholz. "Mangroven gehören zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen überhaupt. Weltweit gibt es nur noch etwa 140.000 Quadratkilometer Mangrovenwald", so der Waldexperte der Organisation, Rudolf Fenner.
Vor vier Wochen wiesen die Umweltschützer Aldi Nord in einem offenen Brief auf diese Ergebnisse hin. Aldi müsse beim Einkauf von Papierprodukten ökologische und soziale Standards berücksichtigen, hieß es darin. Wenn der Tandem-Verlag nicht nachweislich auf eine Produktion mit Zellstoff ohne Tropenwaldzerstörung umstelle, dürfe der Discounter dessen Bücher nicht mehr verkaufen, so die Forderung. "Wer in China billigst produzieren lässt, geht ein besonders hohes Risiko ein, dass die Umweltqualität ganz unten und nur der Profit ganz oben ist", so Fenner.
Von Aldi Nord sei bislang keine Rückmeldung gekommen, kritisierte Robin Wood. Eine weitere Papieranalyse habe gezeigt, dass der Discounter in der Zwischenzeit auch keine Konsequenzen gezogen habe. Auf Anfrage der taz verwies Aldi Nord nur auf seinen "zurückhaltenden" Umgang mit Medien. Eine Stellungnahme zum Thema gab es bis Redaktionsschluss nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht macht BND für Irrtum verantwortlich
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Studie zum Tempolimit
Es könnte so einfach sein