Krank machende Kleidung: Gift, Gift, überall Gift
99 Prozent unserer Kleidung sind mit Gift belastet. Die Arte-Doku "Gift – Unser tägliches Risiko" zeigt, wie giftige Kleidungsstoffe nach Deutschland gelangen.
Nur weil ein Gift hierzulande verboten ist, heißt das nicht, dass keine Gefahr mehr davon ausgeht. Das beweist der erste Film des Arte-Themenabends. "Schick, aber schädlich" von Inge Altemeier und Reinhard Hornung widmet sich den Giften in der Bekleidung.
Die beiden erfahrenen und vielfach prämierten Ökofilmer beginnen ihre Reise durch die Welt der Bekleidungsschadstoffe mit einer arglosen Schuhkäuferin, die starke allergische Reaktionen zeigt. Der Grund der starken Schwellung ihrer Füße: das in der EU verbotene Dimethylfumarat, kurz DMF. Die Chemikalie wird asiatischen Lederprodukten in kleinen weißen Tüten beigelegt, um der Schimmelbildung vorzubeugen.
Konsequent fragen die Autoren nach, warum das Gift trotz Verbots weiterhin in deutschen Läden landet. Beim Zoll finden sie die Antwort. Es gibt Kontrollen, es gibt Giftfunde, die Produkte werden trotzdem nicht aus dem Verkehr gezogen: "Unternehmensschutz geht vor Verbraucherschutz", schließen die Filmemacher daraus. So taucht etwa die Marke Graceland des Schuhdiscounters Deichmann besonders häufig auf einer Negativliste der Kontrolleure auf. Strafen muss das Unternehmen trotzdem nicht befürchten.
Und so geht die Reise über verschiedene andere Gifte wie Azofarben und weitere große Ladenketten wie Esprit und H&M auch in die Erzeugerländer, nach China und Indien und nach Bangladesch. In dem Land, das zu den ärmsten der Welt gehört, zählt das Leben der Menschen nicht viel. Die Textilindustrie setzt hier nicht nur die stärksten Gifte ein, sie werden auch ungefiltert in die Umwelt abgelassen. Außerdem setzen sich die Arbeiter für den Used-Look von Jeans dem Risiko des Erstickungstods aus.
Selbst Biobaumwolle ist nach den Recherchen der Filmemacher nicht giftfrei. Nicht nur dass der vermeintlich ohne Pestizide angebaute Kleidungsrohstoff mit den gleichen Chemikalien behandelt wird wie die konventionelle Baumwolle: "Nach Schätzungen wird mehr Biobaumwolle gekauft, als geerntet wird." Die Doku endet mit dem erschreckenden Ergebnis, dass nur ein Prozent der verkauften Kleidung wirklich schadstofffrei ist.
Im Anschluss zeigt Arte einen zweiten Film von Altemeier und Hornung. Die beiden Hamburger widmen sich in "Hauptsache haltbar" den Schadstoffen in Lebensmittelverpackungen und gehen wie auch in ihrem Kleidungskrimi detailliert auf sämtliche Probleme ein: von der Produktion über Import und Handel bis hin zum Verbraucher.
Die Erlösung kommt zum Schluss. Kathrin Latsch zeigt in "Leben ohne Schadstoffe", dass es Alternativen gibt - statt Azofarben etwa den Saft der Roten Bete.
"Gift – Unser tägliches Leben", ARTE, 27. Juli, 20.15 Uhr
Leser*innenkommentare
Lily
Gast
Ich habe es gestern gesehen. Ich bin allergisch gegegen schwarze Wäsche. Ich war total geschockt über die Bedingungen und wie wir Endabnehmer total in die Irre geführt werden.
K. Glück
Gast
Ich habe die Sendung über Gift in der Kleidung gesehen. Wo bekommt man den nun die Kleidung ohne Gift? Das wäre sehr interessant. Vielen Dank! Beste Grüße aus Österreich
Miami Vice
Gast
Cool! einfach "Vorsicht! Dimethylfumarat Giftig!" auf die weissen Pulver Beutel in der Schuhlieferung drucken, und schon hat man Tubbs u. Crockett an der ...Nase rumgeführt.
Denn Unternehmensschutz geht vor Verbraucherschutz
friedensängel
Gast
Och nee, nä, dat glaub’ ich doch garnich, sofiel Gift inne Klamotten un überall? Dat geht ja garnich! Wir ham doch überall Verbraucherschutzminister/innen un son Zoichs. Die passen nämlich auf wien Luckß, weiße.
Die Merkel, die is Füsickerin, die versteht bestimmt auch wat vonne Schemie. Die würde dat aber merkeln, sach ich Euch un dann gibbet abber watt! Merkt Euch dat. ….mmmh, oder etwa doch nicht?
Amos
Gast
Deutschland als Exportweltmeister( wo die Unterschicht natürlich nichts von hat) liefert Maschinen nach China, dafür darf dann der Chinese die Unterschicht mit Billigware vergiften. Bei anständiger Wirtschaftspolitik hätten wir auch einen starken Binnenmarkt, somit die ärmeren sich nicht zu vergiften brauchten. Bei weniger Hungerlöhnen könnte die Unterschicht sich auch etwas anständiges leisten. Und würde der Export dadurch etwas nachlassen, so hätten die etwas weniger, die jetzt schon zu viel haben.