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Kranbaugigant gerät ins Wanken

Eberswalde (adn) — Das Geschäft des ostdeutschen Kranbaugiganten Eberswalde mit der Sowjetunion ist geplatzt. Trotz aller Bemühungen gelang es nicht, mit dem Hauptabnehmer Verträge für 1991 abzuschließen. Damit stehen die Zeichen für den größten Arbeitgeber in der 80.000-Einwohner-Stadt nordöstlich Berlins auf Sturm.

Bis vor wenigen Wochen hatten die Metaller noch auf die gewohnte Order des langjährigen Handelspartners gehofft. Von den hundert Kränen, die im vergangenen Jahr in Eberswalde gefertigt wurden, gingen immerhin siebzig in sowjetische Häfen. Auch im vergangenen Frühjahr, während der Leipziger Messe, gab es noch eine Vereinbarung über weitere siebzig Großgeräte für 1991, aber die Ratifizierung blieb von sowjetischer Seite aus. Alleiniger Grund dürfte die Devisenknappheit sein, denn „der Bedarf in den Häfen ist groß, das wissen wir“, betonte Gunther Sauerbrey, Leiter des Geschäftsführerbüros.

Natürlich kennen die Eberswalder das sowjetische Problem, hatten aber auf einen Vertrag über wenigstens dreißig Kräne gehofft. Gemeinsam mit anderen Aufträgen wären dann in diesem Jahr zweihundert Millionen Mark Umsatz möglich gewesen. Jetzt werden es höchstens neunzig Millionen sein. Was die Qualität betrifft, stehen die Kräne denen der weltweit fünfzehn Anbieter nicht nach.

Das ausfallende Ostgeschäft bringt den Kranbaugiganten gefährlich ins Wanken. Zwar soll die Produktion von Hafenausrüstungen in Eberswalde erhalten bleiben, so der Geschäftsführer der GmbH Eckhard Hartphiel jüngst auf einer Belegschaftsversammlung, aber ein drastischer Personalabbau steht bevor. Das mittlerweile dritte Sanierungskonzept soll bis zum 31.Januar vorliegen.

Bekannt ist schon jetzt, daß danach nur noch etwa 900 Beschäftigte ihren Job behalten können. 1.800 Metaller müssen gehen. Die Frage ist, ob dieses Konzept ein Gesundschrumpfen oder aber den Anfang vom Ende des Kranbaus in Eberswalde bedeutet.

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