: Kraft und Feingefühl
Sechste Berliner Waldarbeiter-Meisterschaften in Friedrichshagen. Goldene Axt als erster Preis
Angespannt wie ein Hochspringer verharrt Josef Kucera hinter der Startlinie. Die Finger zucken, sein Blick richtet sich fest auf die Motorsäge vor ihm. Dann kommt das Signal: Kucera hechtet zum Tisch, schraubt die Verkleidung auseinander, wechselt die messerscharfe Kette aus, baut alles wieder zusammen. Alles in 17 Sekunden, mit bloßen Händen. Jeder Handgriff muss sitzen, sonst verletzt man sich schnell. Sollte die Jury hinterher Kratzer auf der Haut finden, gibt es Minuspunkte. Bei dem 33-Jährigen findet sie keine. Kucera liegt in Führung bei den 6. Berliner Waldarbeiter-Meisterschaften, zu dem das Berliner Forstamt am Wochenende in Friedrichshagen eingeladen hat.
Die Frühlingsluft riecht nach Benzin und Holzspänen. Mehr als 40 Teilnehmer zeigen am Samstag, dass Holzfällen mehr ist als ein Knochenjob. Bereits am Vortag haben die Wettkämpfer eine 25 Meter hohe Kiefer gefällt. Jetzt muss jeder noch einen Präzisionsschnitt vornehmen oder im Sägeakkord 30 Äste in 30 Sekunden entfernen – sauber, sicher und auf den Millimeter genau. „Nur die Mischung aus Kraft, Feingefühl und Konzentration zeichnet einen guten Waldarbeiter aus“, sagt ein Teilnehmer. Er sei mehr als bloß ein Holzfäller: „Im Berufsalltag müssen wir auch Schutzhütten und Bänke bauen und haben viel mit Waldspaziergängern zu tun.“
In der Hauptstadt gibt es derzeit 250 Waldarbeiter. Und die haben gut zu tun: Berlin ist die mit Abstand grünste Stadt Deutschlands. Innerhalb der Stadtgrenzen stehen 16.500 Hektar Wald. Dazu kommen noch 12.500 Hektar Forst, die im Umland liegen. Auf dem zweiten Platz folgt Hamburg mit etwa 5.000 Hektar Wald.
Vor dem Finale liegt eine Führungsgruppe dicht beieinander. Kucera ist immer noch vorn, auch wenn er Minuspunkte einstecken musste: „Ich habe mich einmal leicht verschnitten.“ Seine Chancen auf den Sieg und damit auf den ersten Preis – eine goldene Axt und eine Motorsäge – stehen jedoch gut. DDP