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Krach bei den Grünen in Kassel

Frankfurt/Main (taz) — Bei den Grünen in „Hessisch-Sibirien“ stehen die Zeichen auf Sturm: Nachdem Ende 1991 zwei grüne Frauen aus dem Stadtparlament Kassel aus „Protest gegen die Bevormundungen durch den Kreisvorstand“ aus der Partei ausgetreten waren, haben sich in der vergangenen Woche auch zwei parteilose Parlamentarierinnen aus der Fraktion verabschiedet. Die vier Dissidentinnen, die sich von den verbliebenen fünf Ratsmitgliedern der Grünen nicht in die „Fundi-Ecke“ stellen lassen wollen, kündigten die Bildung einer eigenen Parlamentsgruppe mit dem Namen „Grüne Liste Kassel“ an. Wie Kreisvorstands- und Fraktionsmitglied Jo Dreiseitel auf Nachfrage erklärte, seien „fraktionsinterne Querelen“ die eigentliche Ursache für den Parteiaustritt der Mandatsträgerinnen Christa Brähler-Boyan und Rose Baumanns gewesen. „Mangelnde Kooperationsbereitschaft“ und eine „innere Distanz zur Partei“ warf Dreiseitel den „selbsternannten Vertreterinnen außerparlamentarischer Initiativen und Gruppen“ vor — und folgerichtig habe eine Mitgliederversammlung die beiden Frauen mit einer 80:20-Mehrheit nach dem Parteiaustritt zur Mandatsniederlegung aufgefordert. Daß sich jetzt auch die parteilosen Mandatsträgerinnen der Rathausfraktion der Grünen, Veronika Baier und Rose Ostermann, mit den beiden Ex-Grünen-Frauen zu einer neuen Gruppierung zusammengeschlossen haben, ist für Dreiseitel ein „Rückzug ins politische Abseits“ und ein „schwerer Schaden für die soziale und ökologische Bewegung in Kassel“.

(Zu Brüchen in grünen politischen Beziehungskisten siehe auch den Hintergrund Seite 19)

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