Kostenreduzierung : Der Preis der inneren Werte
Sind Menschen an Schizophrenie erkrankt, kann es schnell zum sozialen Abstieg kommen. Ins soziale Abseits gedrängt, werden sie zudem auch noch stigmatisiert. Drogen seien schuld, der Mensch nicht gesellschaftsfähig, da nicht „belastbar“ genug. Die Schizophrenie ist im Vergleich zu anderen Erkrankungen relativ selten, gehört jedoch zu den teuersten überhaupt. Weniger durch die Kosten der Behandlung, sondern vor allem durch die indirekten Kosten der Produktivitäts- und Einkommensausfälle, die sich auf bis zu 5 Milliarden Euro pro Jahr belaufen. Neben der psychosozialen erfolgt eine medikamentöse Behandlung. Aber es ist fraglich, ob die bisherigen Behandlungsstrategien den Verlauf der Erkrankung tatsächlich günstig beeinflussen. Denn in Deutschland wird zu selten mit modernen Präparaten behandelt. Diese so genannten atypischen Neuroleptika weisen weniger und andere Nebenwirkungen auf als die Altmedikamente. Oft ein Grund, das Medikament abzusetzen. Auch die neuen Medikamente sind nicht nebenwirkungsfrei. Jedoch nehmen sie kaum negativen Einfluss auf die inneren Werte der Patienten: das Denken, das Fühlen, die kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten. Wichtig, um mit möglichst wenig Einschränkungen am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Die höhere Lebensqualität kann verwehrt werden, weil sie vordergründig kostspieliger ist. 4 bis 5 Euro würde die Behandlung mit den neuen Medikamenten pro Tag kosten. In Hamburg zahlen die Krankenkassen für die medikamentöse, ambulante Behandlung eines Schizophreniekranken 60 Euro im Quartal – das sind weniger als 70 Cent pro Tag. Vorsicht ist sicherlich geboten bei Vergabe neuer Präparate, und die Patientenaufklärung soll oberstes Gebot sein. Doch Sparzwang soll das Prinzip der Individualität in der Behandlung nicht verhindern: jedem Patienten das Medikament, das ihm die höchstmögliche Lebensqualität sichert – ob alt oder neu. SABINE HENSSEN