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Kosovo-KonfliktSkopje hofft auf Lösung

In Mazedonien kommt es vermehrt zu bewaffneten Überfällen albanischer Gruppen im Grenzgebiet. Die Regierung setzt auf eine schnelle Lösung des Konflikts.

Ein Albaner passiert einen mazedonischen Kontrollpunkt in der Nähe von Tetovo. Bild: ap

TETOVO/SKOPJE taz Tetovo, die "Hauptstadt" der albanischen Minderheit in Mazedonien, gehört nicht zu den ärmsten Flecken des Balkanstaats. Bei der Fahrt in den Ort mit seinen 85.000 Einwohnern im Nordwesten des Landes stehen auf beiden Seiten der Straße ganze Häuserblocks im Rohbau. Noch unverputzte, meist dreistöckige Backsteingebäude mit Balkons oder geräumigen Terrassen reihen sich aneinander, gemäß der traditionellen Bauweise mit Geschäften, Produktionsstätten oder Lagerräumen im Erdgeschoss. Der Bauboom ist unübersehbar. Das Geld der Arbeitsmigranten aus der Zeit des ehemaligen Jugoslawien fließt zurück, und die Bauherren setzen offensichtlich auf eine politisch stabile Zukunft.

In Tetovo gibt es heute eine staatlich anerkannte Universität, an der in Albanisch unterrichtet wird, und eine private, dreisprachige Hochschule. Auf dem Campus flattert vor dem Hauptgebäude das mazedonische Sonnenbanner neben der roten albanischen Flagge mit dem schwarzen Doppeladler. 1997 wurde der damalige Bürgermeister verhaftet, nachdem er auf dem Rathaus die albanische Fahne gehisst hatte. In der Innenstadt kleben Plakate mit der Aufschrift: "Unabhängigkeit für das Kosovo - Mazedonien in die Nato."

Yussuf Sinani studiert an der privaten Universität Verwaltungswissenschaften und ist einer der Mentoren seines Jahrgangs. Zusammen mit Freunden bereitet er eine Kundgebung für die Unabhängigkeit des Kosovo vor. Die abtrünnige serbische Provinz hat eine gemeinsame Grenze mit Mazedonien, die nördlich von Tetovo verläuft. "Wenn das Kosovo nicht unabhängig wird, wird es Proteste in anderen Ländern geben, auch in Mazedonien", sagt er.

Die entspannte Atmosphäre in Tetovo weist darauf hin, dass sich die Lage der Albaner, die offiziellen Angaben zufolge ein Viertel der Bevölkerung des Zwei-Millionen-Landes ausmachen, seit 2001 verbessert hat. Damals stand Mazedonien am Rande eines Bürgerkriegs. Die mazedonisch-albanische Befreiungsorganisation UÇK kämpfte für mehr Rechte der ausgegrenzten Minderheit und lieferte sich in den nordwestlichen Siedlungsgebieten der Albaner Gefechte mit den Sicherheitskräften. Die Auseinandersetzungen wurden durch das von den USA und der EU vermittelte Abkommen von Ohrid vom 13. August des gleichen Jahres beigelegt. Es sah auch eine Verfassungsänderung zur besseren Integration der Minderheiten vor.

Doch in den vergangenen Wochen sind die Spannungen wieder gestiegen. Am vergangenen Mittwoch kam es in dem Bergdorf Brodec bei Tetovo zu den bislang schwersten Kämpfen seit 2001, als sich die Polizei sich Gefechte mit bewaffneten Albanern lieferte, die als Kriminelle bezeichnet wurden. Dabei wurden sechs Personen getötet, darunter auch zwei, die früher der kosovarischen UÇK angehörten und vor drei Monaten aus dem Gefängnis von Dubrava im Kosovo ausgebrochen waren.

Seit August überfielen mehrfach bewaffnete Gruppen Polizisten und Patrouillen im Grenzgebiet, am 24. Oktober wurden bei einer solchen Aktion nahe dem Grenzübergang Kodra Fura ein Polizist getötet und zwei verletzt. Drei Tage später entführten Unbekannte fünf Mitarbeiter einer Elektrizitätsgesellschaft in Sipkavica bei Tetovo und hielten sie einige Stunden lang fest.

Die Hintergründe dieser Taten sind unklar und führen zu Spekulationen, ob es sich um kriminelle Machenschaften handelt oder Reste der UÇK vor der Entscheidung über den Status des Kosovos im Dezember Unruhe schüren wollen. Am 28. August hatte der Exkommandant der mazedonischen UÇK, Xhezair Shaqiri, angekündigt, er wolle in dem Dorf Tanusevci ein Referendum über einen Anschluss an das Kosovo durchführen. Presseberichten zufolge traut sich die Polizei nicht mehr in den Ort, was die Behörden abstreiten.

Kein Wunder, dass die Regierung in Skopje eine Lösung des Kosovo-Problems neben der angestrebten Mitgliedschaft in der Nato und der EU zu ihren außenpolitischen Prioritäten zählt. "Jeder Status ist besser als der Status quo", sagte Außenminister Antonio Milososki im Gespräch mit ausländischen Journalisten Mitte Oktober. Eine Verschiebung der Entscheidung erhöhe die Spannungen in der Region, fügte er hinzu. Im Fall einer einseitigen Unabhängigkeitserklärung des Kosovos im Dezember will die Regierung der Haltung der EU und der Nato folgen - wohl wissend, dass die USA eine Unabhängigkeit des Kosovos vermutlich anerkennen werden. Skopje hofft, dass zahlreiche europäische Staaten dem folgen. Stevo Pendarovski, außenpolitischer Berater von Präsident Branko Crvenkovski, bringt die Lage auf den Punkt: "Man kann an der Haltung eines Viertels der Bevölkerung nicht vorbeigehen."

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