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Korridore durch einige wenige Biotope

■ Es wird ernst: Transrapid-Planungsgesellschaft eröffnet Büro in Hamburg Von Sven-Michael Veit

Nur noch zehn Jahre, dann soll er Realität sein: Der Transrapid, der dann nach den Plänen seiner Lobby zwischen Hamburg und Berlin hin- und herrauschen wird, mit 300 Stundenkilometern und in weniger als 60 Minuten. Die Vorbereitungen für die aus ökologischen, ökonomischen und verkehrspolitischen Gründen heftig umstrittene Magnetbahn nehmen langsam konkrete Formen an: In Hamburg wurde gestern ein Büro der eigens gegründeten Planungsgesellschaft eröffnet.

Diese Gesellschaft, die ihren Sitz in Schwerin hat und ab Mai auch über ein Büro in Berlin verfügen wird, ist unter anderem für die Vorbereitungen der rechtlichen Genehmigungsverfahren und Betriebszulassungen für die „Referenzstrecke“ zuständig, die den Sinn des Transrapid beweisen soll. Bis 1998 will man, so verkündete Geschäftsführer Hans Christoph Atzpodien gestern seine ehrgeizigen Zielvorstellungen, für einen ersten Streckenabschnitt die Baureife gesichert haben. Die Planfeststellungsverfahren für die übrigen Streckenabschnitte sollen laut Atzpodien ebenfalls in drei Jahren abgeschlossen sein, damit die Mag-netschwebebahn im Jahr 2005 in Betrieb gehen kann.

An der Gesellschaft sind der Bund, die Deutsche Bahn AG und sechs deutsche Industrieunternehmen beteiligt. Die Handelskammer Hamburg sicherte gestern sofort ihre „uneingeschränkte Unterstützung“ zu. Hauptgeschäftsführer Gerhard Schröder prophezeite: „Je eher der Transrapid in Betrieb genommen wird, desto eher werden seine Gegner durch seine Leistung überzeugt werden“.

Die genaue Trassenführung und Anbindung in beiden Städten ist noch nicht klar. Es gibt, so Bernd Krekeler, Sprecher der Planungsgesellschaft, prinzipiell drei „Infrastruktur-Korridore“ – entlang der Autobahn Hamburg-Berlin, entlang der Schienenverbindung und entlang einer 220-Kilovolt-Stromleitung. In diesen Bereichen gebe es „relativ wenig Besiedlung und wenig Biotope, die zerstört werden könnten“. Unklar ist auch, ob der Transrapid am ehemaligen Militärflughafen Parchim halten wird.

In Hamburg ist, so Krekeler, ein Haltepunkt in Billwerder/Moorfleet wegen der Verknüpfung mit dem Individualverkehr „günstig“. Wegen des Anschlusses an den übrigen Verkehr müsse auf jeden Fall eine Endhaltestelle „im oder am Hauptbahnhof“ her. Im Gespräch ist deshalb weiterhin, das Hauptpostamt am Hühnerposten, das die Post aufgeben will, zum Transrapid-Terminal umzubauen – inclusive Direktanschluß an den 200 Meter entfernten Hauptbahnhof.

Die Kosten für die Errichtung des 284 Kilometer langen Stelzenweges von rund 5,6 Milliarden Mark will der Bund tragen, die Betriebskosten von etwa 3,3 Milliarden Mark die private Wirtschaft.

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