Kooperation: Galerie Friese und Kicken Berlin: Amerikas verweltlichte Ideale
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Galerien haben ein besonderes Marktverhalten, in der Spieltheorie führte es schon zu eigenen Rechenmodellen. Denn obwohl sie eigentlich miteinander konkurrieren, teilen sich Galerien Raum und Kunden. Ökonomen nennen ihre Anhäufung im gleichen Viertel etwa ein Nash-Gleichgewicht. Die klassische Idee von Konkurrenz scheint auf dem Kunstmarkt mit seiner eigenen Sammlerkäuferschaft ohnehin nicht zu greifen, denn Galerien kooperieren sogar, wie etwa jetzt während des Gallery Weekend mit seinen konzertierten Eröffnungen am Freitagabend. Ein besonderes Beispiel darin ist die Zusammenarbeit zwischen Klaus Gerrit Friese und Annette Kicken (s. u.). Ökonomisches Kalkül? Vielleicht. Vermutlich ist auch einfach die Kunst selbst der Grund, deren ästhetische Werte ja den Markt mit ihr für Ökonomen so unberechenbar macht. In einer gemeinsamen Ausstellung werden die beiden Galerien jeweils zwei ihrer großen US-amerikanischen Künstler gegenüberstellen. Alle vier Künstler verfolgten den gesellschaftlichen Alltag in den USA der Fünfziger- und Sechzigerjahre als diese im Begriff waren, zu jener Weltmacht zu werden, die sie heute sind. Die um Lust, Rausch und Moral kreisende Malerei eines William N. Copley und die politischen Karikaturen eines Saul Steinberg werden dann mit der rau-poetischen Dokumentarfotografie eines Robert Frank und den versunkenen Straßen- und Studioszenen eines Saul Leiter zu einem Kammerspiel über das Amerika der Nachkriegsjahre zusammenkommen. (soj)
Gallery Weekend: Eröffnung 26. 4. 19 Uhr, 27./28. 4. 11–19 Uhr. Bis 4. 7., Mo.–Sa. 11–18 Uhr, Meierottostr.1
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