: Konvois weiter blockiert
■ Sarajevo wieder ohne Strom und Wasser / Heute Gefangenenaustausch
Sarajevo (AP) – Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat gestern seine Versuche fortgesetzt, einen zunächst von der Bürokratie der bosnischen Serben und dann von Minen blockierten Konvoi zur Versorgung von 150.000 Muslimen im Norden wieder in Gang zu setzen. Ein 14 Lastwagen umfassender Versorgungskonvoi kehrte nach seinem Aufbruch in Richtung Tesanj und Maglaj in die Serbenhochburg Banja Luka zurück, nachdem neben dem an der Spitze fahrenden Schützenpanzer eine Landmine explodiert war.
Ein weiterer Konvoi des UNO- Flüchtlingshilfswerks UNHCR liegt in Banja Luka seit Sonntag fest, weil eine von den bosnischen Serben zugesagte Eskorte ihrer Militärpolizei trotz gegenteiliger Versprechungen nach wie vor nicht eingetroffen ist.
Die serbischen Truppen in Bosnien führen derzeit wieder verstärkte Angriffe auf Sarajevo und zahlreiche Frontabschnitte, die von muslimischen Truppen gehalten werden. In der bosnischen Hauptstadt brach nach mehreren Wochen wieder die Strom- und damit auch die Wasserversorgung zusammen. Die UNO-Schutztruppen in Sarajevo versuchten festzustellen, an welcher Stelle die Stromleitungen in die belagerte Stadt unterbrochen worden sind. Sprecher Bill Aiken erklärte, die Unterbrechung könne irgendwo auf der 55 Kilometer langen Strecke zwischen Sarajevo und dem südwestlich gelegenen Jablanica liegen. Ob sie durch Kämpfe oder auf andere Weise zustande gekommen sei, sei unbekannt.
Unterdessen soll heute der größte Gefangenenaustausch im Bosnienkrieg zwischen den früher alliierten Muslimen und Kroaten beginnen. Der bosnische Armeechef Razim Delic erklärte in Sarajevo, in Gabela, südlich von Mostar, sollten 700 Personen auf freien Fuß gesetzt werden, in Konjic hätten 300 Kroaten den Wunsch geäußert, die Stadt zu verlassen. Das IKRK hat nach eigenen Angaben noch immer keine vollständigen Listen beider Seiten über die freizulassenden Gefangenen.
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