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Konsum & KlimaschutzFleisch oder kein Fleisch?

Landwirtschaft wird immer deutlicher Teil des Klimaproblems. Ist ökologische Landwirtschaft vorteilhafter als konventioneller Anbau?

Steak – oder lieber doch nicht? Bild: dpa

BERLIN taz | Zunehmend wird die Landwirtschaft als Teil des Klimaproblems wahrgenommen - etwa ein Sechstel der Treibhausgasemissionen ist darauf zurückzuführen. "Wir sind im Klimaschutz besser als die konventionelle Landwirtschaft", sagt Gerald Wehde, Sprecher des größten deutschen Ökobauernverbandes, Bioland. Eine neue Studie seines Verbands zur Klimabilanz in der Landwirtschaft versucht nun, dieses Argument mit Zahlen zu untermauern.

Demnach verursacht der Anbau von Biopflanzen 26 Prozent weniger Treibhausgase als der konventionelle Anbau. Ein Grund dafür sei der Verzicht auf Dünger und Pestizide, deren Produktion sehr energieaufwendig ist. Beim Einsatz des Düngers falle außerdem Lachgas an, das um ein Vielfaches klimaschädlicher als CO2 sei. Positiv wirke sich zudem aus, dass auf Bioäckern mehr Humus liege - Humus speichert CO2.

Dennoch gehen etwa 70 Prozent der Emissionen in der Landwirtschaft allein auf das Konto der Tierhaltung: Beim Anbau der Futtermittel entstehen ebenso Treibhausgase, wie wenn Kühe verdauen. Doch auch hier sei die Bioklimabilanz besser, sagt Wehde. Für ein Kilogramm Schweinefleisch werden laut Bioland in der Ökovariante 33 bis 45 Prozent weniger Treibhausgase in die Atmosphäre geschickt als für konventionelles. Diese Daten bezieht sein Verband aus Veröffentlichungen des renommierten Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW).

Kritiker halten allerdings ein anderes Ergebnis des IÖW dagegen, wonach Kalbfleisch vom Bioochsen klimaschädlicher ist als Fleisch, das vom konventionellen Bullen stammt. Das erklärt sich unter anderem dadurch, dass konventionell gehaltene Bullen früher geschlachtet werden als Bioochsen.

Gerald Wehde ficht das nicht an. Auch den Einwand der Verbraucherorganisation Foodwatch, mit Bio ließen sich in Deutschland auf der vorhandenen Fläche nicht ausreichend Nahrungsmittel erzeugen, weist er zurück. Allerdings müssten die Deutschen dafür weniger Fleisch essen: nur die Hälfte. Bei einer solchen Reduktion würden 4,2 Millionen Hektar Agrarfläche frei, auf der bisher Futtermittel angebaut wurden und in Zukunft Biogemüse wachsen oder Ökorinder grasen könnten.

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14 Kommentare

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  • G
    gultimore

    @GTI DRIVER

     

    Wie wärs, wenn du mal dein Malbuch zur Seite legst und dir die Realität aus der Nähe anschauen würdest.

     

    Kühe, die erst freudig Gras und Klee fressen um dann als glückliche Kuh auf meinem Teller zu landen. Sowas gibts nur in deinem Malbuch, auf der Tetra - Milch Packung und bei einem Preis, den keiner bereit ist, zu zahlen.

    Argentinische Rinder, die meilenweite, wunderschöne Weideflächen haben. Wie diese Weideflächen entstanden sind, steht das auch in deinem Malbuch?

     

    Diese von dir so idyllisch beschrieben Welt ist nicht möglich, da wir zu viel Fleisch konsumieren.

     

    Weder forder ich, noch zwinge ich, aber ich wünsche mir, dass der Großteil der Deutschen anfängt, seinen Fleischkonsum zu reduzieren. Nicht vegetarisch leben, mache ich auch nicht, aber viel weniger den billigen Fraß von Aldi, der Dönnerbude und co zu essen, sondern mehr von dem leckeren Bio - Fleisch, dass schon eher, wie die Tiere aus deinem Bilderbuch, entstanden ist.

  • GD
    GTI DRIVER

    AUS MEINEM MALBUCH: FLEISCH ESSEN SPART RESSOURCEN

     

    Die nun schon wochenlange TAZ-Diskussion ist aufschlußreich. Aus zwei Gründen:

     

    1.) NUR aus der Vegetarier-Veganer-Fraktion kommen die Worte: „Zwang“, „zwingen“, „müssen“, „verbieten“. Leute, die sich für Weltverbesserer halten, wollen die Welt retten, mit Gewalt und Zwang. Haben wir aus dem 20. Jahrhundert gar nichts gelernt?

     

    2.) Das Standard-Argument, für den Nährwert von einem Kilo Rindfleisch müsste man den siebenfachen Nährwert in Form von Getreide an die Rindviecher verfüttern, was darum Verschwendung sei (Hunger in der 3. Welt, etc.), ist höchst fragwürdig. Es kollidiert nicht nur mit Grundbegriffen der Volkswirtschaftslehre und elementaren Gesetzen der Marktwirtschaft - so hoch will man hier ja gar nicht greifen -, sondern schon mit den Unterrichtsinhalten des Heimatkundeunterrichts der 2. und 3. Klasse Grundschule.

     

    Zur VOLKSWIRTSCHAFT: Offenbar kann man mit dem Verkauf von 1 Kilo Fleisch einen höheren Gewinn erzielen als mit dem Verkauf von der Menge Getreide, die man aufwenden muss, um 1 Kilo Fleisch „herzustellen“. Sonst würde der Bauer lieber das Getreide verkaufen. Mit dem Gewinn wiederum kann man alles Mögliche machen - auch noch mehr Getreide anbauen.

     

    Schon mal was von „Veredelung“ gehört? Der Landwirt baut an, züchtet, veredelt einen Rohstoff und verkauft das Produkt, um einen Mehrwert zu erzielen. Euer Argument zielt im Grunde gegen jede Herstellung von Mehrwert. Aber der Mehrwert ist sozusagen der Brennstoff jeder Volkswirtschaft. Alle gewinnen dadurch: der Produzent (Profit), der Konsument (Luxus und Leckerei) und die Allgemeinheit bzw. der Staat, sogar doppelt und dreifach: Steuern für das viele Getreide, das an die Viecher verfüttert wird, Steuern beim Verkauf des Fleisches, Steuern auf den Gewinn des Produzenten und dann gleich nochmal auf die Investitionen, die er mit dem Gewinn hoffentlich tätigt. Was man damit alles machen kann: Hartz IV zahlen, Entwicklungshilfe, Filteranlagen für irgendetwas bauen, meinetwegen auch in den sogenannten Klimaschutz investieren. Diesen Mehrwert dem Landwirt bei Fleisch-, Wurst- oder Käseherstellung zu verbieten, ist unklug und selbstschädigend.

     

    Zur HEIMATKUNDE:

     

    In meinem Malbuch - schon lange her - haben die Kühe Gras gefressen oder Klee. Im Allgäu oder in Südtirol tun sie es auch heute, wie ich aus eigener Anschauung weiß. Kühe verwandeln also einen Rohstoff, den ich nicht essen kann - Gras, Klee - in etwas, das ich trinken und essen kann - Milch, Käse, Joghurt, etc. und Fleisch. DAS SOLL VERSCHWENDUNG SEIN? Im Gegenteil. Über die Kühe, die das Gras für mich verwandeln, kann ich sozusagen auch von Gras leben. Für mich ist das: effiziente Nutzung von Ressourcen, die ich sonst gar nicht nutzen könnte - RESSOURCEN, DIE ES FÜR MICH SONST GAR NICHT GÄBE! Also: Milch trinken und Fleisch essen ist effizient und ressourcensparend.

     

    Auch Rehe und anderes Wild fressen Dinge, die ich nicht essen/nutzen kann: Sprossen, Schößlinge, Baumrinde, Eicheln, etc. Der Förster mag es manchmal nicht, aber mir nützt es. Wieder kann ich eigentlich Uneßbares doch essen: in Form von Rehrücken oder Hirsch-Gulasch. AUCH DAS IST EFFIZIENTER UMGANG MIT RESSOURCEN, die es sonst für mich gar nicht gäbe!

     

    Auch argentinische Rinder fressen keine Getreide, sondern vor allem Gras auf unendlichem Weideland. Dazu kommt, daß sie, anders als in unserer Massentierhaltung, nicht oder sehr viel weniger mit pharmazeutischem Kram vollgestopft werden. Weil sich das für die argentinischen Viehzüchter nicht lohnen würde. Einfach weil sie genug Viecher auf ihren riesigen Weideflächen haben.

     

    Es kommt noch besser: Viehzucht ist auch dort möglich, wo Getreide nicht wachsen kann. Schlechter Boden, topographisch schwieriges Gelände, Höhenlagen, trockeneres Gelände, Steppe. Denn irgend ein Graszeug oder Gestrüpp - zur Erinnerung: das ich selber nicht essen kann - wächst eben selbst dort. Für Rind- oder andere Viecher. Und die kann ich dann essen. Selbst in trockenen, dürren Dritt-Welt-Ländern treiben Nomaden seit sehr langer Zeit irgendwelche Viecher durch die Gegend. WARUM WOHL? Weil ihre Viecher selbst auf unfruchtbarer Erde, mit dem Wenigen, das dort wächst, klarkommen. Nur über ihre Viecher können sie solche weitgehend unfruchtbaren Böden überhaupt nutzen. UND DAS SOLL UNÖKOLOGISCH SEIN?

     

    By the way und zum Schluß: Erst wenn man anfängt, in solche mäßig fruchtbaren Dritt-Welt-Ländern Flüsse umzuleiten oder aufzustauen und Kanäle zu bauen - um, so wie Ihr es offenbar wollt, angeblich effizienteres Getreide und Tofu-Burger anzubauen, was unter normalen Umständen dort niemals wachsen würde -, beginnt in aller Regel das Öko-Desaster.

     

    Jetzt hab zur Abwechslung mal ich eine Frage: Dies alles sind eher schlichte Zusammenhänge. Wie kommt es, daß Leute, die sich angeblich intensiv mit Umweltfragen beschäftigen, darauf nicht von alleine kommen? Ist das wohl die sogenannte „Informationsgesellschaft“?

  • V
    vegetarier

    An fleischfresserin...

    ich glaube Menschenrechte sind für Tiere genauso egal...

    Hoffe du wirst mal von einem Tiger im Zoo zerfleischt und genüsslich verspeißt, mal sehen ob dir das gefällt. Dem tiger schmeckts bestimmmt.

  • BL
    Bela Lugosi

    Fleisch ist in Deutschland im Vergleich extrem billig. Würde man hier eine Art Sonderabgabe für konventionell "produziertes" Fleisch einführen, würde sich der Verbrauch sicher schnell verringern.

     

    Die Einsparungen durch die positiven Effekte auf die Volksgesundheit (weniger Herz-Kreislauf-Krankheiten) dürften erheblich sein und so hätten Mensch und Tier etwas davon.

  • K
    Krampe

    Ja, "ökologische" Landwirtschaft stellt in meinen Augen einen guten Kompromiss zwischen menschlichen Essgewohnheiten, ethischen Problemen der Tierhaltung und nachhaltigem Konsum her: Fleisch gibt es in besserer Qualität, aber verknappter, weil teurer, Tierhaltung hört auf, maßgeblich durch verwerfliche Massenmastbetriebe gekennzeichnet zu sein und es wird weniger Fläche benötigt, sprich weniger Wald muss für Viehweiden weichen.

     

    Alle von vegetarischer/veganer Seite vertretenen Radikallösungen durch staatliche Verbote sind glücklicherweise totalitäre Hirngespinste einer radikalen Minderheit. Möglicherweise wird dieser aggressive Missionsdrang durch Lobbyismus irgendwann einmal in dieser oder jener Gesellschaft kurzzeitig salonfähig, sie wird aber genau so als Anomalie enden wie der Prohibitionismus der 1920er und 1930er Jahre in den USA.

  • AD
    aso (für den Dau: Akronym=achso)

    Wenn es denn unbedingt Fleisch sein muß:

    jeden Tag ist ungesund: für den Körper und den Planeten.

    Einmal in der Woche (z.B. der Sonntagsbraten) reicht völlig.

    Und besser nicht aus der für Tiere ungesunden

    Massentierhaltung.

     

    Jeder der meint, es müsse jeden Tag sein, beteiligt sich nicht nur an der sechsten Todsünde, sondern

    auch an der Abholzung des Urwald um dort Viehzucht zu betreiben.

    Jeder kann was tun...

    Daß hier auf das Klima-Problem fokussiert wird, statt auf die moralische Verwerflichkeit, Schlachtvieh in industriellem Maßstab zu züchten, spiegelt den moralischem Verfall der humanoiden Spezie...

  • GV
    go vegan!

    schonmal drüber nachgedacht, dass der mensch gar kein fleisch essen sollte?

  • H
    Hans

    Die Frage ist richtig, aber wie lautet die Antwort? Können Menschen Vegetarier werden, weil es die Vernunft gebietet? Leider regelt der Markt hier nichts: Fleisch ist relativ billig in Deutschland und eigentlich können viele Menschehn täglich Fleisch essen. Sollten sie m.M. zwar nicht, aber wer kann sie aufhalten?

    Schlimmer wird es wenn Milliarden Asiaten Fleischhunger haben, diese Bedürfnisse sind dazu angehalten Hunger bei armen Menschen auszulösen. Aber wer soll ihnen das Hänchen oder das Rindersteak verbieten?

  • A
    Atan

    Woher nimmt der Artikel seine Zahlen? Laut Umweltbundesamt trägt die gesamte Landwirtschaft in Deutschland gerade mal 8% zum Ausstoß klimawirksamer Gase bei, also weniger als ein Zwölftel statt des hier behaupteten Sechstels.

  • S
    southtexaner

    eine reduzierung des fleischkonsums von derzeit 60kg jekopf und jahr auf 30kg scheint mir bei den preisen von fleisch, egal ob konventionell, bio oder neuland als illosorisch. fleisch müsste massiv teurer werden, damit otto normalbürger sich es nicht mehr täglich leisten kann. Ähnlich verhält es sich mit tierischen produkten (Milch etc.)

    und vorweggenommen: ich bin Carnivore und trinke grade milchkaffee, aber zumindest meinen fleischkonsum habe ich in den letzten jahren drastisch reduziert(habs grad mal hochgeredchnet werden ca. 10-15 kg je jahr sein)und ich sehe da noch spielraum, wenn den der Verstand öfters siegen würde.

  • C
    C.S.

    hier hat es interessante grafiken zum thema:

     

    http://fleischverbot.info/grafiken/

  • G
    Gary

    Für viele ist es leider schon unvorstellbar auf die Hälfte des Fleischkonsums zu verzichten.

  • N
    nichtvermietbar

    ......Fleisch schmeckt einfach nur gut....

  • F
    fleischesserin

    Ich hatte ja mal gehört, dass auch die Produktion von Milchprodukten äußerst klimaschädlich sei. Wie unterscheidet sich denn überhaupt der vegaterische Lifestyle so vom Fleischesser-Leben (in Bezug auf die Klimabilanz)? Sollte man, wenn man da ehrlich ist, nicht auch auf Milch und Käse verzichten? Aber das kann sich der durchschnittliche taz-Loha ja wirklich nicht vorstellen, was?

     

    Tierrechte sind mir übrigens egal.