■ Steb-Leid: Konsensus Mirowensis
Leitorientierung? Oder doch eher Leid-Orientierung? So ganz sicher waren wir nicht, als uns an diesem Wochenende ein Papier auf den Redaktionstisch flatterte, das Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow Ende vergangener Woche seinen Behörden-Mitarbeitern hatte zukommen lassen. „Leitorientierung“ ist es überschrieben. Einige sarkastische Randbemerkungen lassen jedoch darauf schließen, daß manch Mitarbeiter das kleine „d“ bevorzugt hätte.
Danach sollen die Steb-Mitarbeiter künftig nicht nur im „Wissen und Bewußtsein um die Komplexität der Stadt“ handeln. Nein, einen ordentlichen Behördenmenschen, das hat jetzt jeder Sachbearbeiter schwarz auf weiß, leitet natürlich auch die „Loyalität zu politischen Aufträgen und Entscheidungen von Senat und Bürgerschaft“. Auch wenn man gelegentlich drunter leidet. Und nicht nur das: Künftig, diese Parole wird in dem Schreiben als erstes Teilziel ausgegeben, stimmt „unser politischer Auftrag, unser Selbstverständnis und unser Image überein“. Verstanden!? Wenn nicht, der Senator ist gerne behilflich, wie er in den vergangenen Wochen schon eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Steb-Veröffentlichungen, so hatte Mirow angeordnet, haben der Senatslinie zu entsprechen. Einen kritischen Beitrag zu einem von der Steb mitfinanzierten Buch kassierte er ebenso ein wie ein Faltblatt, in dem leise Kritik an früheren Senatsbeschlüssen durchklang. uex
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