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Konkurrenz für Kirche

■ 80 religiöse Gruppierungen in Hamburg

Immer mehr „religionsähnliche Gruppierungen und Sekten“ sind nach Einschätzung der Nordelbischen Evangelischen Kirche (NEK) in Hamburg aktiv. „Gerade im esoterischen Bereich und bei den sogenannten Erfahrungsgruppen ist in letzter Zeit eine deutliche Zunahme zu spüren“, sagte Jörn Möller, Weltanschauungsbeauftragter der Evangelischen Kirche Nordelbien, gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa). Gegenwärtig seien in der Hansestadt rund 80 religionsähnliche Gruppen aktiv.

Gerade Bürger, die aus der Kirche ausgetreten seien, suchten ihr seelisches Heil in solchen Vereinigungen. „Es klingt paradox, aber in esoterischen Gruppen oder der Freikirche werden dann weit höhere Beiträge ausgegeben als für die Kirchensteuer“, erläuterte der Pastor. „Da werden sogar Selbsterfahrungsseminare auf Teneriffa veranstaltet“. Auch für Jugendliche ohne religiöse Vorbildung würden Sekten immer mehr zu einer Anlaufstelle.

Gefährlich sind nach Möllers Erfahrung die Versprechungen der Sekten: „Ihre Werbeangebote, aus Unzufriedenen wieder erfolgreiche Menschen zu machen, kommen in unserer Leistungsgesellschaft eben gut an“, sagte der Pastor. Während viele Gruppen auf der Straße um Anhänger werben, gehen andere auch aggressiver vor: „Von einer Sekte wissen wir beispielsweise, daß Todesanzeigen ausgewertet werden, um Hinterbliebene gezielt anzusprechen.“ dpa

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