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Konjunktur krepelt

■ Sechs Wirtschaftsinstitute: Wachstum wird niedriger, als die Regierung plante

Berlin (AFP/rtr) – Die sechs führenden Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten für das nächste Jahr nur ein gedämpftes Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent in Deutschland. Für 1995 nahmen die Wirtschaftsforscher ihre Wachstumsprognose sogar auf 2,25 Prozent zurück. In ihrem Herbstgutachten, das die Institute gestern in Bonn vorstellten, geben die Wirtschaftsforscher vor allem den hohen D-Mark-Kurs und die Lohnabschlüsse in diesem Jahr als Ursachen für das geringere Wachstum an. Im nächsten Jahr soll aufgrund der Steuererleichterungen insbesondere der private Verbrauch „Stütze der konjunkturellen Entwicklung“ sein. Zugleich gehen die Institute aber davon aus, daß sich die Lage am Arbeitsmarkt nicht durchgreifend bessern wird.

Für 1996 erwarten die Institute eine Arbeitslosenquote für ganz Deutschland von 9,2 Prozent. Die Inflationsrate bleibt den Erwartungen der Wirtschaftsforscher zufolge mit zwei Prozent für 1995 und 1996 weitgehend unter Kontrolle.

Die Bundesregierung hatte erst in diesem Monat ihre Wachstumsprognose um einen halben Prozentpunkt auf 2,5 Prozent für dieses und das kommende Jahr zurückgenommen. Daraus ergaben sich auch Steuerausfälle, die den Bundeshaushalt in diesem Jahr mit knapp zehn Milliarden und im kommenden Jahr mit mehr als elf Milliarden Mark belasten werden. Die Frage, ob durch ein Wachstum von 2,25 Prozent noch höhere Steuerausfälle drohen, als von der Bundesregierung erwartet, beantworteten die Wissenschaftler nicht.

Zur Einführung der Europäischen Währungsunion empfahlen die Wirtschaftsforscher, das Verschuldungskriterium für den Eintritt in die Währungsunion 1999 nicht allzu ernst zu nehmen und im Zweifel als Hürde zu vernachlässigen. Wichtiger als der Stand der Verschuldung, der die Sünden der Vergangenheit reflektiere, sei für die wirtschaftliche Stabilität in Europa die Entwicklung der Verschuldung. Außer Deutschland und Luxemburg erfüllt derzeit kein EU-Staat die Eintrittsbedingung, daß die Gesamtverschuldung nicht über 60 Prozent des Bruttosozialprodukts steigen soll.

Kommentar Seite 10

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