Kongo II: "Ziel ist die Zerstörung"
Yakin Ertürk, Sonderbeauftragte des UN-Menschenrechtsrats, untersucht im Kongo die andauernde Gewalt gegen Frauen. Am 27. Juli erstattete sie in Kinshasa Bericht. Ein Auszug.
"Die meisten Fälle sexueller Gewalt werden nach unseren Informationen von nichtstaatlichen ausländischen bewaffneten Gruppen begangen. Manche ihrer Mitglieder scheinen am Völkermord in Ruanda teilgenommen zu haben und flohen dann in den Kongo. Sie operieren im Wald, greifen lokale Gemeinschaften an, plündern, vergewaltigen, nehmen Frauen und Mädchen als Sexsklavinnen und Zwangsarbeiterinnen mit. Die Gräueltaten dieser Gruppen sind von einer unvorstellbaren Brutalität, die weit über Vergewaltigung hinausgeht. Vergewaltigung und sexueller Versklavung sind der Kern dieser Gräuel, die auf die physische und psychische Zerstörung der Frauen zielen. In vielen Hinsichten erinnern diese Gräuel an die, die von den Interahamwe-Milizen während des ruandischen Völkermords begangen wurden.
Die Frauen werden brutalen Gruppenvergewaltigungen unterzogen, oft vor ihrer eigenen Familie oder dem ganzen Dorf. Oftmals werden die Männer mit vorgehaltener Waffe gezwungen, ihre eigene Tochter, Mutter oder Schwester zu vergewaltigen. Danach schießen die Täter oft auf die Genitalien der Frau oder stechen ein Messer hinein. Mehrere Frauen, die Monate der Versklavung überlebt haben, erzählten mir, ihre Folterer hätten sie gezwungen, die Exkremente oder das Fleisch ihrer ermordeten Familie zu essen.
Auch Armee, Polizei und andere staatliche Sicherheitskräfte begehen sexuelle Gewalt. Manche Armeeeinheiten greifen bewusst zivile Gemeinschaften an, die der Zusammenarbeit mit den Milizen verdächtigt werden, und plündern, vergewaltigen und morden. Dies ist nicht auf die Konfliktgebiete beschränkt. In der Provinz Equateur hat es mich tief schockiert, zu erfahren, dass Armee und Polizei oft im Falle von Unruhen bewaffnete, organisierte Repressalien unternehmen und wahllos plündern, foltern und vergewaltigen. Das Problem wird dadurch verschärft, dass die Integration ehemaliger Milizionäre in die Armee keinen Mechanismus vorsieht, um die Täter schwerer Menschenrechtsverletzungen auszuschließen.
Der massive Einsatz sexueller Gewalt scheint ein geläufiger Ausdruck der allgemeinen Unterdrückung der Frau im Kongo geworden zu sein. Diese Art von Verhalten wird sich verstetigen, unabhängig von der Sicherheitslage, wenn Regierung und Gesellschaft nicht zu wirklichen Anstrengungen bereit sind, die Beziehungen zwischen Mann und Frau grundsätzlich zu verändern."
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