Konflikt zwischen Thailand und Kambodscha: Tote bei Grenzgefechten
Bei neuen Kämpfen an der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha sind mindestens zwei tailändische Soldaten getötet worden. Thailands Armeechef wies Putschgerüchte indes zurück.
BANGKOK dpa/rtr/afp | Mindestens zwei thailändische Soldaten sind bei neu ausgebrochenen Kämpfen mit kambodschanischen Truppen getötet worden. Sieben Soldaten seien am Freitag bei den schwersten Grenzgefechten seit Februar zudem verwundet worden, teilte eine Sprecherin der thailändischen Armee mit. Kambodschanische Soldaten wurden nach Angaben eines Sprechers des Verteidigungsministeriums in Phnom Penh ebenfalls getötet. Es war jedoch unklar wieviele, einzelne Nachrichtenagenturen berichten von drei Toten.
Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, mit den Schüssen begonnen zu haben. Kambodscha sprach von einer "unprovozierten Attacke" der thailändischen Seite.
In dem Streit geht es vor allem um den Tempel Preah Vihear, den beide Länder für sich beanspruchen. Der Streit um das Monument aus dem elften Jahrhundert schwelt bereits seit Jahrzehnten: Der Internationale Gerichtshof in Den Haag entschied 1962, dass die Ruinen von Preah Vihear zu Kambodscha gehören. Der Haupteingang des Tempels liegt aber auf thailändischem Gebiet. In dem Grenzgebiet hatte es bereits im Februar heftige Kämpfe gegeben, dabei wurden zehn Menschen getötet.
Ungewöhnliche Militärübung
Thailands Armeechef hat indes am Freitag Gerüchte über einen bevorstehenden Militärputsch zurückgewiesen. Spekulationen hatten sich über Nacht wie ein Lauffeuer verbreitet, nachdem das Militär am Donnerstag zuerst eine ungewöhnliche Militärübung unweit von Bangkok abhielt und am Abend plötzlich die Fernsehsignale ausfielen. Grund sei ein technischer Fehler gewesen, teilte die Regierung mit.
Das thailändische Militär beteuerte, nicht in die Innenpolitik eingreifen zu wollen. "Wir haben keine Putschabsichten", sagte Armeechef Prayuth Cha-ocha am Freitag bei seiner Rückkehr von einem Besuch im benachbarten Laos. Das Militär hat seit den 1930er Jahren 18 mal geputscht, zuletzt 2006. Meist besetzt die Armee als erstes nationale Fernseh- und Radiosender - deshalb die Unruhe, als das Signal am Donnerstagabend ausfiel.
Thailand steht unmittelbar vor Wahlen. Das Parlament soll in den nächsten zwei Wochen aufgelöst werden, sagte ein Regierungssprecher. Das Land ist politisch tief gespalten. Der Wahlausgang ist völlig offen. Vor einem Jahr beendete die Regierung einen wochenlangen Protest der oppositionellen Rothemden unter Einsatz von Panzern. Der Armeechef ist ein erklärter Gegner der Rothemden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!