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Konferenz in der taz Journalismus, der Verhalten ändert

Im Sommer 2023 fand eine von der taz Panter Stiftung geförderte Konferenz für Konstruktiven Journalismus statt. Jetzt liegt dazu ein ausführlicher Bericht vor.

Bei der KKJ23 wurde angeregt debattiert Foto: Anke Peters

„Inspirierend“, „ermutigend“, „großartig“ – das hörten die Veranstalter:innen am Ende der zweitägigen Konferenz zum kritisch-konstruktiven Journalismus im Juli 2023 im taz Haus von sehr vielen der rund 120 angemeldeten Teilnehmenden. Im Unterschied zur herkömmlichen Berichterstattung geht es bei dieser journalistischen Spielart darum, auch Lösungen für gesellschaftliche Missstände zu recherchieren, kritisch zu überprüfen und darzustellen.

Der von Projektleiter Jan Scheper organisierte Kongress wurde durch eine Kooperation von taz Panter Stiftung und dem European Journalism Center ermöglicht und finanziert. Weitere Veranstaltungspartner waren das Bonn Institute, die konstruktiven Magazine Good Impact und Perspective Daily. Die Teilnehmenden kamen von diversen Fernseh- und Radiosendern, etwa dem ZDF, RTL oder Bayerischer Rundfunk, mehreren Tageszeitungen oder dem Spiegel. Zudem waren auch Kolleg:innen kleinerer Fach- und Online-Magazine aus Deutschland und Österreich dabei.

KKJ23

Im Bericht zur Konferenz für Konstruktiven Journalismus im Sommer 2023 (KKJ23) gibt es eine Bestandsaufnahme und praktische Tipps zum Thema und Medienmacher:innen berichten darüber wie, sie Konstruktiven Journalismus umsetzen.

gibt es den Bericht als pdf. Eine zweite Konferenz soll 2024 stattfinden.

Dass ein Fachkongress mitten in der Sommerhitze so gut ankommt, ist alles andere als selbstverständlich. Offenbar tat es den sonst eher isoliert arbeitenden Kolleg:innen ungeheuer wohl, sich über ihre Erfahrungen in vier parallelen Workshops austauschen und gemeinsam eine „Charta des kritisch-konstruktiven Journalismus“ diskutieren zu können.

„Nachrichtenmüdes“ Publikum“

Müssen sie sich doch von den Chefredaktionen und anderswo immer noch das Vorurteil anhören, kritisch-konstruktiver Journalismus würde schönfärben, belehren, Probleme ignorieren und sei langweilig. Maren Urner, Professorin für Medienpsychologie an der HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln und Mit-Gründerin von Perspective Daily, nannte diese leicht zu widerlegende Litanei in ihrer Keynote am Freitagmorgen treffend „Bullshit-Bingo“.

Beim Publikum, angesichts so vieler Krisen „nachrichtenmüde“ geworden, kommt das sehr gut an. Laut dem aktuellen Reuters Digital News Report wünschen sich 46 Prozent der Befragten lösungsorientierte Berichte. Dass die eine nachhaltige Wirkung haben, zeigen bisher 22 Experimentalstudien. Die Ergebnisse: Konstruktiver Journalismus löst positive Emotionen aus oder schwächt negative ab, erhöht Handlungsbereitschaft und verändert Verhalten.

Letzteres wurde durch eine weitere Nutzer:innen-Befragung zu „prägenden Medienerlebnissen“ der Uni Leipzig bestätigt, vorgestellt von Inken Thiel, Laura Lansche und Uwe Krüger. Das Forschungsteam hatte im März 2023 Abonnent:innen der Magazine taz.FUTURZWEI, Perspective Daily und Good Impact befragt.

Wie geht’s weiter

Wichtigstes Resultat: Nach Lektüre entsprechender Berichte ändern Leser:innen oft ihr Alltagsverhalten vorrangig in den Bereichen Lebensstil, Konsum und Ernährung. Als Beispiele wurden etwa die Gründung einer Bürger:innengenossenschaft oder der Umstieg auf vegane Produkte genannt. taz FUTURZWEI schnitt im Ranking allerdings weniger gut ab, Spitzenreiter war hier Perspective Daily. Eine Veröffentlichung der Untersuchung, in dieser Form zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum überhaupt durchgeführt, ist in Planung.

Obligatorisch für den kritisch-konstruktiven Journalismus ist immer die Frage: Wie geht’s weiter? Auch darauf fand sich eine Antwort. Eine Umfrage im Saal ergab den Wunsch nach einer Neuauflage der Konferenz sowie ein regelmäßiger gemeinsamer Austausch der Teilnehmenden. Ein Termin für eine zweite Konferenz wird gerade gesucht – wir halten Sie auf dem Laufenden!