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Kommentar von Jutta Heeß

Warum die diesjährige Tour de France abgebrochen werden sollte.

A m Sonntag endet die diesjährige Tour de France. Aber spielt das noch eine Rolle? Der Spanier Alberto Contador, der nun in Führung liegt, wurde bislang zwar nicht positiv getestet, war aber nachweislich Kunde beim Blutmischer Fuentes. Wie sollte man ihn da ernsthaft als Tour-Sieger 2007 feiern? Auch wenn alle Tour-Teilnehmer eine Erklärung unterschrieben haben, mit der sie sich zur Zahlung eines Jahresgehaltes verpflichtet haben, falls sie des Dopings überführt werden - es fällt schwer zu glauben, dass die Fahrer, die am Sonntag in Paris ankommen, tatsächlich ungedopt sein sollen.

Bild: privat

Jutta Heeß, 35, ist taz-Autorin und schreibt regelmäßig über Doping. Leider. Lieber würde sie öfter über die schönen Seiten des Sports berichten, zum Beispiel über Basketball und Turmspringen.

Mehr denn je ist die traditionsreiche Frankreich-Rundfahrt in diesem Jahr eine "Tour der Leiden": Nicht nur für die Fahrer, die sich wie immer über die Berge quälen. Sondern für alle, die sich für den Radsport interessieren, ja vielleicht sogar einmal begeistert haben. Jeden Tag neue Skandale und Spitzenreiter, die als Dopingsünder überführt werden - sogar aus solchen Teams, die sich lautstark dem sauberen Sport verpflichtet haben. So gesehen wäre es eine Erlösung, wenn diese Burleske endlich ein Ende hätte.

Die Tour de France vorzeitig abzubrechen, wäre nur konsequent. Es wäre auch ein deutliches Zeichen gegen Doping. Selbst wenn Veranstalter und Funktionäre betonen, wie klasse es ist, dass die Dopingkontrollen funktionieren und dopende Fahrer ausgeschlossen werden. Selbst wenn mit einem Abbruch ein riesiger wirtschaftlicher Verlust einherginge: Die Glaubwürdigkeit des bekanntesten Radrennens der Welt ist dahin.

Aus ähnlichen Gründen hätte man schon früher so manche Tour der France abbrechen können. Aber nie zuvor war das Geschehen so durchsichtig, der Wunsch nach einem sauberen Sport so groß wie jetzt. Diese Chance sollten die Tour-Veranstalter ergreifen. Ein Abbruch wäre ein Signal an betrügende Sportler, Ärzte, Betreuer und Sponsoren. Und eine Bestätigung aller Fahrer, die es ernst meinen mit dopingfreiem Sport. Auf dieser Tour haben sie ohnehin keinen Spaß - und keine Chance.

"Die Tour braucht einen Helden", begründet Tourdirektor Prudhomme die Fortsetzung bis zum bitteren Ende. Ein Held wäre er, wenn er dieser Posse ein Ende bereiten würde.

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