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KommentarKein Profit ohne Qualität

Kommentar von Stephan Kosch

Rupert Murdoch hat in seiner Karriere schon so manche Qualitätszeitung zugrunde gerichtet. Beim Wall Street Journal wird das nicht passieren - des Profits wegen.

M an könnte sich die Bewertung dieses Megadeals leicht machen. Ein verrufener Medienmogul kauft für 5 Milliarden Dollar eine unabhängige renommierte Tageszeitung in den USA. Der Käufer Rupert Murdoch ist bekannt für die Bedienung niederer Instinkte und konservativen Kampfjournalismus. Man könnte aufschreien und ein Pamphlet für Meinungs- und Medienvielfalt schreiben, die wieder einmal dem schnöden Mammon zum Opfer fällt. Doch die Wirklichkeit ist komplizierter.

Bild: taz

Stephan Kosch ist stellvertretender Ressortleiter des Wirtschaftsressorts und hat selbst mal für einen Finanzinformationsdienst gearbeitet.

Denn der Dow-Jones-Konzern, zu dem auch das bekannte Wall Street Journal gehört, ist kein linksliberales oder alternatives Medienprojekt. Der Bancroft-Familie, bisheriger Besitzer des Konzerns, geht es seit 100 Jahren darum, die Anleger an den Börsen mit Nachrichten und Analysen von den Finanzmärkten zu versorgen. Und dort gilt: Richtig ist, was den meisten Profit bringt. Unternehmen müssen sich wandeln, wenn sie überleben wollen. Und wer das lukrativste Angebot macht, erhält den Zuschlag. So gesehen ist die Übernahme eines Medienkonzerns durch einen anderen folgerichtig und kein Grund zur Empörung.

Weil das Herz des Kapitalismus - so er denn eines hat - rechts schlägt, war auch die politische Haltung des Wall Street Journal wenig revolutionär. Die Zeitung bediente bislang politisch konservative Geister, das passt in Murdochs Welt. In der Grundausrichtung der Zeitung dürfte sich also nichts ändern.

Bleibt die Frage nach der journalistischen Qualität. Schließlich sind auch bei der ehrwürdigen Times in London die Standards gesunken, nachdem Murdoch sie gekauft hatte. Eine Folge des Profitdenkens: Wer in Redaktionen zu viel spart, bekommt eben eine schlechtere Zeitung.

Das sollte Murdoch nicht noch einmal passieren. Schließlich hat er viel Geld für eine Marke ausgegeben, deren Wert gerade in hohen Qualitätsstandards und in ihrer journalistischen Unabhängigkeit liegt. Diese zu stören würde nicht nur das Vertrauen der Leser zerstören, räumte der Medienzar selbst kürzlich ein. Es wäre auch ein schlechtes Geschäft. Daran kann er nicht interessiert sein. Denn in Murdochs Welt zählt Profit noch immer mehr als Politik.

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