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KommentarBloß keine Diskriminierung

Kein Migrant darf beim Einstellungsverfahren bevorzugt werden, nur weil er Migrant ist. So eine "positive Diskriminierung" schadet der Qualität der Verwaltung. Aber darum geht es auch gar nicht.

Es darf nicht sein, dass ein Migrant nur deshalb in der Verwaltung eingestellt wird, weil er ein Migrant ist. So eine „positive Diskriminierung“ nützt zwar den Migranten, aber es schadet der Qualität der Verwaltung – und eine schlechtere Verwaltung ist schlecht für uns alle. Aber darum geht es ja auch gar nicht. Es geht nicht darum, dass die Einstellungskriterien extra für Migranten gesenkt werden. Sondern es geht darum, dass ihre besonderen Fähigkeiten berücksichtigt werden.

Es gibt nämlich für einen Verwaltungsjob nicht nur Kompetenzen, die für diesen Job unbedingt erforderlich sind. Zu diesen Kompetenzen gehört es zum Beispiel, die deutsche Sprache gut genug sprechen zu können – da darf es keine Abstriche geben. Doch es gibt auch Kompetenzen, die zwar nicht unbedingt erforderlich sind, aber von Vorteil. Wenn zwei Bewerber einen Job wollen, und beide erfüllen die Mindest-Kriterien, dann sollte der Job an den gehen, der bei diesen Zusatz-Kompetenzen besser abschneidet.

Viele Migranten haben besondere Fähigkeiten. Etwa, weil sie mehrere Sprachen können und so zum Beispiel Touristen oder anderen Migranten in deren Muttersprache beraten können. Oder weil sie sich in verschiedenen Kulturen auskennen. Solche Kompetenzen werden aber derzeit in Bewerbungsverfahren nicht berücksichtigt – obwohl der öffentliche Dienst diese Kompetenzen gut gebrauchen kann. Und genau dort steckt die wahre Diskriminierung von Migranten im Öffentlichen Dienst.

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3 Kommentare

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    Karl Bold

    Das deutsche Schulsystem benachteiligt nicht mit System und Vorsatz, sondern es delegiert Erziehung an die Eltern. Ofensichtlich werden manche Eltern dieser Aufgabe nicht gerecht. Es ist aber nicht die Schule schuld, wenn Eltern desinteressiert und/oder ungebildet sind, wenn Schulschwänzen geduldet und Hausaufgaben nicht überwacht werden. Man sollte nicht gedankenlos der großen Cem Özdemir-Theorie auf dem Leim gehen.

  • K
    Krause

    Warum sollen Migranten in ihrer Muttersprache beraten werden. Dann besteht ja ein noch geringerer Anreiz Deutsch zu lernen. Im übrigen warum soll die öffentlichen Verwaltung auf kulturelle Befindlichkeiten von Migranten Rücksicht nehmen. Migranten sollten sich an die deutschen Verhältnisse anpassen und nicht umgekehrt. Der Kommentar grenzt schon an völlige Selbstaufgabe.

  • LM
    Lieschen Müller

    So, so, die "wahre" Diskriminierung von Migranten findet statt weil ihre "bereichernden Fähigkeiten" - mehrere Sprachen oder Kenntnis "anderer" Kulturen -nicht anerkannt werden obwohl sie mit diesen Fähigkeiten für "uns" (wer ist denn "wir? 25 % der Berliner haben einen Migrationsbezug!) so nützlich sind!Der Autor verkennt, dass Diskriminierung vielfältig ist, dass "Migranten", oft übrigens deutsche Staatsangehörige, mehr als gut sein müssen,um gegen "deutsche" Bewerber zu bestehen. Er verkennt, dass die schlechten Deutschkenntnisse der Ausbildungsplatzbewerber in der Regel einem deutschen Schulsystem zu verdanken sind, dass nach Jahrzehnten immer noch nach sozialer und "ethnischer" Herkunft ausgrenzt und nicht fördert und er hat vermutlich noch keinen Behördenbrief gelesen, sonst würde er nicht voraussetzen, dass "wir" , bzw. der von ihm angenommene deutsche Normalfall die deutsche Sprache unbedingt besser beherrscht.