Kommentar: Vorbild sein statt Schlupfloch suchen
Frauen, die es in den Vorstand geschafft haben, könnten Mentorinnen für Nacheiferinnen werden. Ohne die Hilfe aus der Politik aber wird die Gleichstellung von Mann und Frau noch lange auf sich warten lassen.
Der Senat nutzt jedes erdenkliche Schlupfloch im Gesetz, um die Macht in seinen landeseigenen Unternehmen in den Händen von Männern zu lassen. Das Gleichstellungsgesetz gelte nur für die Management-Ebene, nicht aber für Vorstandsposten, wird argumentiert. Daher müssten Letztere nicht ausgeschrieben und für Frauen geöffnet werden. Das ist kläglich, selbst wenn es gesetzmäßig ist: Es gibt genug Möglichkeiten, die Missstände zu beheben und mit Vorurteilen aufzuräumen.
So werden Männer sicher nicht diskriminiert, wenn bei der Vergabe neuer Posten Frauen bevorzugt werden. Sie wurden schließlich jahrzehntelang bevorzugt, durch die politische, die rechtliche und die gesellschaftliche Stimmung im Land.
Und so stimmt durchaus, dass sich für viele Führungspositionen zu wenig Frauen bewerben, egal ob in landeseigenen Unternehmen oder in der freien Wirtschaft. Weil sie dank männlicher Netzwerke gar nicht so weit kommen, weil ihnen Karrierechancen durch Teilzeitarbeit genommen werden und weil sie sich den Job oft nicht zutrauen.
Hier kann der Senat ansetzen: mit Förderprogrammen speziell für Frauen, die ihnen Selbstbewusstsein gepaart mit Management-Kenntnissen vermitteln. Norwegen hat es mit ähnlichen Maßnahmen und einer Quote vorgemacht - für die freie Wirtschaft wohlgemerkt. Berlin kann davon lernen.
Frauen, die es in die Vorstandssessel geschafft haben, können als Mentoren dem weiblichen Nachwuchs auf die Sprünge helfen, eigene Netzwerke gründen und als "role models" Nacheiferinnen ermutigen. Sie werden dafür die Unterstützung aus der Politik brauchen - denn von allein ändert sich nichts. Das haben die zahnlosen freiwilligen Vereinbarungen bisher gezeigt.
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