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■ KommentarGuck mal, wer da lügt

Unseren Plastikmüll hätte das Duale System Deutschland gern dort, wo auch all die anderen Dinge sind, die wir am liebsten aus den Augen, aus dem Sinn haben wollen: in der „Dritten Welt“. In Nordkorea, so scheinen die Grüne-Punkt-Erfinder zu glauben, sind nicht nur Armut, Elend und Kommunismus, sondern auch riesige Schiffsladungen deutschen Plastik-Schrotts gut aufgehoben. Jenseits von hinderlichen Umweltrichtlinien, Arbeitsschutzmaßnahmen, gewerkschaftlich geregelten Arbeitszeiten und Löhnen, lassen sich Joghurtbecher, Coladosen und Konservenbüchsen wunderbar unkompliziert und kostengünstig entsorgen. Da lohnt es sich sogar, tausende Liter Treibstoff zu bezahlen, um die Müllberge nach Asien zu verschiffen.

Aber, aber, jammert der Grüne Punkt, hier in Deutschland gibt es ja keine Kapazitäten. Wir würden ja, wenn wir könnten. Gekonnt werden kann aber nur dann, wenn diese Öko-Schweinerei auch ökonomisch keinen Sinn machen oder wenigstens gesetzlich verboten würde.

Die Hamburger Umweltbehörde hat ausnahmsweise mal getan, was sie konnte. Leider nur mit aufschiebender Wirkung.

Genau wie man ohne einen Gedanken an Folgen und Ent-sorgung zu verschwenden Atomkraftwerke baute, hat auch das Duale System erst mal gesammelt und versprochen, um dann erstaunt festzustellen, daß man nicht weiß wohin damit.

Jetzt bestätigt sich, was eigentlich von Anfang an klar war: Das Duale System ist nicht nur unsolide finanziert, eine hübsch verpackte Beruhigungstablette fürs Öko-Gewissen, sondern schlicht auch verlogen.

Silke Mertins

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