■ Kommentar: Langes Schweigen
Einen üblen Nachgeschmack hinterließ sie, die gestern so eilig organisierte Pressekonferenz der Deutschen Röntgengesellschaft. Mußten die Wellen wirklich erst so hochkochen, damit sich die Herren zu klarstellenden Worten bequemten?
Ihr Anliegen ist wichtig: Den Krebspatienten, die durch die Bestrahlung eine Chance aufs Überleben erhalten können, wieder Vertrauen zu dieser Behandlungsform zurückzugeben. Aber haben nicht die Radiologie-Experten selber erheblich zu der Vertrauenskrise beigetragen? Seit Wochen üben sie sich in der gewohnt vornehmen Zurückhaltung – wir kennen das Spiel: „Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“.
Was seit Wochen wieder Stück für Stück deutlich wird, ist die unglückbringende Kumpanei unter den Halbgöttern in Weiß. Die, wie wir wissen, Menschen sind und auch mal Fehler machen. Ihnen dies zum Vorwurf machen zu wollen, wäre absurd. Aber daß sie diese menschliche Eigenschaft so konsequent zu verbergen versuchen, als ginge es um einen Logenplatz im Olymp, macht sie so unmenschlich.
Verheerenderweise scheint es sich dabei um eine Art Berufskrankheit zu handeln: Denn wie im Fall Bernbeck haben auch bei Hübener viele geschwiegen, die um die Behandlungsfehler wußten. Wo waren die Hinweise aus dem UKE, wo die der nachbehandelnden Ärzte? Runterspielen solange es geht, scheint da so mancher gedacht zu haben.
Und diesen Eindruck vermittelten gestern auch die DRG-Funktionäre: Erst wenn ihnen die Patienten fortlaufen, kommen ein paar aufklärenden Worte. Wird ein Bauernopfer in die erste Reihe geschoben. Werden Pfründe wieder gesichert?
Sannah Koch
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen